✽•*¨*•๑✿๑★ Autoreninterview ★๑✿๑•*¨*•✽
1. Wer ist Pawel Kopijer? Magst du dich mal vorstellen?

Ich wurde 1970 in Warschau geboren und habe Mathematik, Elektronik und Management studiert. Viele Jahre war ich in der Wirtschaft tätig – als Unternehmer, Manager, Hochschuldozent, Trainer, Coach und Berater. In dieser Zeit habe ich viel gesehen, gelernt und auch einiges veröffentlicht: Fachartikel, Methoden zur Marktforschung, Standards fürs Management – all das war Teil meines Weges. Aber ehrlich gesagt: Mein Herz hat immer fürs Schreiben geschlagen. Ich interessiere mich für alles, was mit dem menschlichen Geist zu tun hat – besonders für mentale Selbststeuerung und persönliche Weiterentwicklung. Ich liebe Fußball. Mit großem Interesse verfolge ich die neuesten Entwicklungen aus der Welt der modernen Technologie und der Quantenphysik. Doch mein größtes Abenteuer ist das Erfinden von Welten. Fantasy zu schreiben ist für mich wie ein intellektuelles Spiel mit unbegrenzten Möglichkeiten – ein Raum, in dem ich Geschichten, Figuren und ganze Universen zum Leben erwecken kann. Vor ein paar Jahren habe ich mich entschieden, genau das in den Mittelpunkt meines Lebens zu stellen. Die Businesswelt habe ich hinter mir gelassen – jetzt gehört meine Zeit dem Schreiben und dem Eintauchen in die Fantasie.
2. Die wohl meist gestellte Frage: Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Schon in meinen jüngsten Jahren hatte ich einen Traum: Ich wollte Bücher schreiben. Es war kein lauter Traum – eher ein leiser, stetiger Begleiter. Ich schrieb viel, wie man so schön sagt: für die Schublade. Ich nahm mir vor, dass irgendwann der Tag kommen würde, an dem ich mich ernsthaft an den Schreibtisch setzen und das Schreiben mit der Bedeutung versehen würde, die es für mich hatte. Im Jahr 2019 erlaubten es mir meine Lebensumstände, diesen Traum endlich in die Tat umzusetzen. Ich veränderte mich beruflich – vom Unternehmer und Manager wurde ich zum Schriftsteller. Nach diesem Wechsel griff ich auf meine alten Notizen zu Mitrys und den Chroniken der Zwei Welten zurück. Daraus entstand der erste Band der Mitrys-Trilogie: Finsternis im Blut. So begann meine eigentliche Reise als Autor. Das ist die kurze Zusammenfassung, wie ich zum Schreiben gekommen bin. Ich hatte den Traum, einen Fantasy-Roman zu schreiben. Dieser Traum hat sich mit der Zeit gewandelt – von „einen Roman schreiben“ zu „ein Leben lang Fantasy schreiben“. Heute sehe ich mich als professionellen Fantasy-Autor. Das Schreiben ist mein Leben geworden, und ich hoffe sehr, dass ich es bis an mein Lebensende weiterführen darf.
3. Nun sind zwei von drei Romanen aus der Mitrys-Trilogie im Buchhandel erschienen. Wie kam dir die Idee zu dieser Fantasy Buchreihe und was möchtest du den Lesern darüber mitteilen?

Die Idee für ein neues Universum trage ich schon seit vielen, vielen Jahren mit mir herum. Sie ist ganz langsam in meinem Kopf gereift. Der Grundgedanke war da, und ich hatte bereits zahlreiche Notizen in Excel gesammelt, in denen ich das Universum skizziert habe. Zuerst kam die Idee für eine Geschichte – erst danach habe ich das Universum darum herum aufgebaut. Und erst dann begann ich, verschiedene Handlungsstränge zu entwickeln, die schließlich ihren Platz im Buch fanden. Für ein Buch brauche ich in etwa ein Jahr. Band 3 wird in Deutschland bereits in wenigen Wochen, also im Juli 2025 erscheinen.
4. Wie lange hast du an den beiden bisher erschienenen Bücher gearbeitet?
An der Mitrys-Trilogie habe ich insgesamt etwa 3,5 Jahre gearbeitet. Für jeden Band benötige ich ungefähr 13 bis 14 Monate. Zwischen dem zweiten und dem dritten Teil gabes eine kleine Pause – in dieser Zeit ist ein Brettspiel entstanden, das denselben Titel trägt: Mitrys. Das Spiel spielt im Universum der Zwei Welten, mit denselben Figuren, an denselben Orten, an denen auch die Helden der Trilogie ihre Abenteuer erleben.
5. Wie viele Bücher hast du schon geschrieben?
Ich habe einige Sachbücher geschrieben und bisher vier Romane – darunter die
vollständige Mitrys-Trilogie mit allen drei Bänden. In diesem Jahr ist bereits der erste Band der nächsten Trilogie erschienen, und Band 2 ist für September geplant.
6. Drei Wörter die die Fantasy Mitrys-Trilogie beschreiben?
Diese drei Leitsätze prägen die gesamte Mitrys-Trilogie. Sie machen die Geschichte, in diewir eintauchen – in der wir die vielschicksalhaften Wege außergewöhnlicher Charaktere vor dem Hintergrund eines verflochtenen Weltgefüges verfolgen – zu einer stark subjektiven Erzählung.
Nichts ist so, wie es scheint:
Man kann die Figuren nicht eindeutig einordnen – sind sie gut oder böse? Es hängt vom Standpunkt ab. Manche Leser entdecken ihre Helden, andere ihre Gegenspieler. Doch es gibt keine klaren Urteile. Schließlich sind auch wir Menschen komplex, und unsere Handlungen lassen sich unterschiedlich bewerten.
Alles hat eine Wirkung:
Jedes Ereignis kann der Funke sein, der eine Lawine auslöst. Es kommt vor, dass
bestimmte Begebenheiten erst viel später ihre Wirkung entfalten – weil jemand
etwas getan hat, auf eine ganz bestimmte Art. Alles hängt zusammen, alles hat
seinen Kontext. Jede Handlung hat Konsequenzen – auch wenn wir manchmal ein wenig warten müssen, bis sie im Buch spürbar werden.
Alles verändert sich:
Die beiden Hauptfiguren – Noran und Vinea – sind junge Menschen, die glauben,
ihr Leben sei geplant. Sie haben eine klare Vorstellung davon, wie ihre Zukunft
aussehen soll, beruflich wie persönlich. Doch ein einziger Fehler, zur falschen Zeit, auf die falsche Weise – und alles verändert sich. Ihre Pläne zerbrechen. Das
Schicksal wirbelt sie in einen Strudel unglaublicher Ereignisse, in dem sie ums
Überleben kämpfen müssen.
7. Erzähl uns doch ein wenig aus deinem Schreiballtag. Wie sieht ein typischer Schreibtag bei dir aus?
Meinen Schreiballtag zu beschreiben ist gar nicht so einfach, weil ich an verschiedenen Orten und zu ganz unterschiedlichen Zeiten schreibe. Ein „typischer“ Tag – wenn man ihn so nennen will – beginnt damit, dass ich nicht allzu früh aufstehe und mir zum Frühstück mindestens drei Tassen Kaffee gönne. Ich brauche eine Weile, um in den Tag zu kommen, Gedanken zu sortieren und mich geistig zu sammeln. Erst nach dem Brunch setze ich mich dann an den Computer und schreibe für etwa drei bis vier Stunden. Allerdings schreibe ich auch sehr viel unterwegs – zum Beispiel in Zügen. Deshalb sieht kein Tag wirklich gleich aus. Im Grunde genommen habe ich zwei Modi, in denen ich
schreibe – ich habe dir dazu auch ein Bild aus der Natur beigefügt.
Der erste Modus ist der kreative: Ich entwickle Szenen und Geschichten in meinem Kopf. Dabei sitze ich nicht am Computer, sondern bin meistens draußen – im Park, im Wald, irgendwo in der Natur. Manchmal auch zu Hause. Ich gehe dabei oft spazieren, das hilft mir, Bilder entstehen zu lassen, Figuren zu entwickeln, Handlungen zu formen.
Der zweite Modus ist das eigentliche Schreiben an der Tastatur: Ich setze mich hin und bringe das, was zuvor in meinem Kopf entstanden ist, in Textform. Dann arbeite ich an Formulierungen, feile an Sätzen – es ist eine eher literarische, textbezogene Arbeit. Dafür brauche ich nicht die gleiche Art von Konzentration oder Rückzug wie beim kreativen Denken. In dieser Phase kann ich auch problemlos in Cafés schreiben, selbst wenn Menschen um mich herum sind. Das stört mich nicht – im Gegenteil. Wenn ich schreibe, verschwinde ich innerlich aus der realen Welt. Es bildet sich eine Art schalldichte Blase um mich, und ich kann mich ganz auf meine Arbeit konzentrieren.

8. Hast du einen Lieblingsort, an dem du besonders gut deine Geschichten schreiben kannst? Vielleicht an einem Schreibtisch?
Ich schreibe an den unterschiedlichsten Orten – in Cafés, im Park, im Zug, oft unterwegs. Ich kann sogar auf Buchmessen und während Fantasy-Events schreiben, wenn es gerade etwas ruhiger ist – ich klappe einfach den Laptop auf und los geht’s. Auch zu Hause schreibe ich, an verschiedenen Plätzen, je nachdem, wie es gerade passt. Aber es gibt zwei Orte, die für mich besonders angenehm sind – auch wenn sie nicht unbedingt typische Schreibplätze sind.
Der erste liegt etwa eine Stunde von meinem Wohnort entfernt, plus eine halbe Stunde Fußweg zu einem Staudamm. Dort bin ich mitten im Wald, umgeben von den Geräuschen und Gerüchen der Natur, mit Blick auf das Wasser, und ich kann in einem kleinen Café bei gutem Kaffee arbeiten – das ist etwas ganz Besonderes. Dort finde ich leicht Inspiration und kann offene Fragen zur Handlung oder Struktur besser lösen.
Der zweite Ort ist mein „Schreib-Retreat“: ein altes Haus mitten im Wald, das ich von meinen Eltern geerbt habe und mit dem ich eine starke emotionale Verbindung habe. Es liegt wirklich völlig abgeschieden – kein Handyempfang, kein Internet. Nur der Duft von sonnendurchflutetem Kiefernwald, absolute Stille, Ruhe – nur ich und mein Laptop. Dort schreibe ich intensiv, aber ich habe keine Fotos davon. Und selbst wenn, das Haus ist so alt, dass es sich vielleicht gar nicht lohnt, es zu zeigen.
Tatsächlich schreibe ich überall – besonders wenn es ums Ausdenken von Szenen und Handlungssträngen geht. Ich schreibe sogar im Auto. Auf Reisen nutze ich Sprachnotizen. Ich versuche zwar meistens, mit dem Zug zu fahren, aber wenn ich mit dem Auto fahre, entwickle ich trotzdem Textpassagen, nehme sie auf und übertrage sie später in den Computer. Im Grunde schreibe ich rund um die Uhr – an ganz verschiedenen Orten. Wahrscheinlich ist das alte Familienhaus mitten im Wald mein bester Schreibort. Dort fühle ich mich ein wenig wie Hemingway in Key West – ich war sogar einmal dort und habe in dem Café gesessen, in dem er oft geschrieben hat. Diese völlige Abgeschiedenheit hat eine ganz besondere Atmosphäre. An keinem anderen Ort schreibe ich so viel in so kurzer Zeit. Die besten Texte entstehen für mich immer inmitten großartiger Natur – auch wenn ich tatsächlich am häufigsten zu Hause schreibe. Aber das ist nicht unbedingt mein liebster Ort dafür.
9. Weißt du bereits vorher genau, was in deinen Büchern passiert, d.h. arbeitest du dich an einen genauen Handlungsplan entlang oder brechen dir die Figuren schon mal aus und erfinden ihre ganz eigene Geschichte?
Was die Planung angeht: Wenn ich eine neue Reihe beginne – zum Beispiel eine Trilogie –, fange ich immer mit dem Ende an. Ich sehe die letzte Szene vor mir – und auch die erste. Damit habe ich schon einmal das grobe Gerüst. Danach verfeinere ich diesen Rahmen, indem ich ein detailliertes Inhaltsverzeichnis schreibe. Es entstehen sozusagen Meilensteine der Handlung, an denen ich mich orientiere. Ich versuche dann, diese Meilensteine auch konsequent einzuhalten. Natürlich kommt es vor, dass mir beim Schreiben bessere Einfälle für den Handlungsverlauf kommen und ich Änderungen am ursprünglichen Plan vornehme. Aber in der Regel bleibt etwa 90 Prozent der ursprünglichen Struktur erhalten.Wenn es dann ans Schreiben einzelner Szenen geht, habe ich dort meist nur eine grobe Vorstellung – ich weiß, welches Ergebnis die Szene haben muss. Aber was genau passiert und wie es passiert, weiß ich meist erst, wenn ich mit dem Kopf ganz in die Szene eintauche. Beim Übertragen dieser inneren Bilder in den Text entstehen oft neue, spannende Ideen, die das Geschehen bereichern oder verändern. Es ist also ein sehr lebendiger Prozess – die Geschichte entwickelt während des Schreibens ein Eigenleben. Allerdings bleibt sie immer innerhalb des zuvor festgelegten Rahmens. Die Figuren dürfen also nicht völlig frei „herumgaloppieren“. Man kann sagen: Ich bin ein Autor, der mit einem klaren Plan arbeitet – aber auf Satzebene lasse ich meinem kreativen Kopf freie Hand. Da darf mein Herz ruhig selbstständig „schreiben“.
10. Wer das Buch liest, fühlt sich nach der letzten Seite…?
Ehrlich gesagt: Die meisten Leser sind nach der letzten Seite erst mal wütend. Ich
bekomme oft Rückmeldungen wie: „Wie konnten Sie es an dieser Stelle enden lassen?“ – vor allem in den mittleren Bänden einer Trilogie. Ich liebe es einfach, Geschichten mit einem Cliffhanger abzuschließen. Wenn man umblättert und plötzlich merkt, dass das Buch zu Ende ist – genau das erzeugt dieses starke Gefühl von „Ich muss sofort weiterlesen!“. Deshalb rate ich Leserinnen und Lesern, die ich auf Buchmessen treffe, auch oft, gleich die ganze Trilogie zu kaufen – damit sie nicht an genau diesem Punkt hängen bleiben müssen. Neben dieser Spannung gibt es am Ende vieler Bände auch eine starke emotionale Komponente. Oft ist das Ende mit einer gewissen Melancholie verbunden – die letzten Szenen sind meist emotional herausfordernd. Es gibt viel Mitgefühl für die Figuren und das Schicksal, das ihnen in der Geschichte widerfährt.