✽•¨•๑✿๑★ Autoreninterview ★๑✿๑•¨•✽
1. Wer ist Katharina Fuchs? Magst du dich mal kurz vorstellen?
Ich bin mit Leib und Seele Schriftstellerin, Mutter, Ehefrau, Tierfreundin, Juristin (auch wenn ich den Beruf nicht mehr ausübe) – und eine leidenschaftliche Beobachterin von Menschen, ihren Wünschen, Verletzungen und dem, was sie durch Zeiten trägt. Aufgewachsen bin ich in einer Familie, in der Geschichte immer präsent war, weil meine Großeltern zwei Weltkriege in Berlin und Sachsen erlebt hatten, meine Eltern einen Weltkrieg, Flucht und Wiederaufbau in Deutschland. All das nicht als trockene Fakten, sondern als Erzählung, die in Schubladen und Erinnerungen weiterlebte und teilweise sehr behutsam an die Oberfläche gelockt werden musste. Vielleicht schreibe ich deshalb: um den Zeitzeugen eine Stimme zu geben.
2. Die wohl meistgestellte Frage: Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Eigentlich ganz klassisch – durchs Lesen. Ich war schon als Kind fasziniert von Büchern, von fremden Leben und Gedanken, habe alles gelesen, was ich in die Finger bekam und in der Stadtbibliothek jede Woche ungeduldig auf die neue Lieferung gewartet. Später habe ich mich für eine Laufbahn als Juristin entschieden – ein Beruf in dem man sehr viel schreiben und natürlich auch lesen muss. Aber der Wunsch, eigene Geschichten zu erzählen, ließ mich nie los. Irgendwann, während der Elternzeit, habe ich einfach angefangen, meinen ersten Roman geschrieben, und recht schnell bei dem jungen Verlag weissbooks.w veröffentlicht. Das zweite Buch erschien dann schon bei DroemerKnaur. Bis heute habe ich nicht aufgehört, jedes Jahr ein Buch zu schreiben.
3. Deine bisherigen Generationsromane, von der Weimarer Republik bis heute, beruhen teilweise auf deiner eigenen Familiengeschichte? Was hat dich dazu inspiriert darüber zu schreiben? Und wovon handeln die Romane?
Ja, in meinen Romanen steckt viel Persönliches. In Zwei Handvoll Leben etwa geht es um meine Großmütter – zwei sehr unterschiedliche Frauen, die beide Stärke zeigen mussten, jede auf ihre eigene Weise. Es geht um Krieg, Flucht, Neubeginn – aber vor allem um Liebe, Mut und den Zusammenhalt von Frauen in schweren Zeiten. Neuleben handelt von meiner Tante, die in der Nachkriegszeit in Berlin als einzige Frau im Semester Jura studierte und später eine der ersten Vorsitzenden Richterinnen wurde sowie von meiner Mutter, die sich als Schneiderin zur Modedesignerin hocharbeitete. Diese Geschichten berühren mich selbst sehr – und ich hoffe, dass sie auch andere Leserinnen und Leser bewegen.
4. Wie lange, hast du immer an einen der Bücher gearbeitet? Brauchst du für jedes Werk gleich lang?
Das ist unterschiedlich – je nachdem, wie komplex die Recherche ist. Im Schnitt arbeite ich aber etwa ein dreiviertel Jahr an einem Roman, dann kommt das Lektorat und Korrektorat. Manche Figuren zeigen sich früh, andere brauchen Zeit, um ihre Geschichte preiszugeben.
5. Wenn du eine traurige, witzige oder spannende Szene schreibst, fühlst du dann mit?
Unbedingt. Ich bin beim Schreiben ganz nah an meinen Figuren. Wenn es im Manuskript ganz schlimm wird, sitze ich wirklich mit feuchten Augen am Schreibtisch oder freue mich so richtig mit meinen Protagonistinnen, wenn die Geschichte eine Wendung zum Guten nimmt. Ich glaube, nur wenn ich mitfühle, kann auch die Leserin mitfühlen.
6. Welche sind deine Lieblingsprotagonisten aus dem Buch?
Das ist, als würde man unter Kindern wählen! Aber besonders nah sind mir die starken Frauenfiguren, die leise kämpfen – wie meine Großtante Clara aus Vor hundert Sommern oder meine Oma Anna aus Zwei Handvoll Leben. Ich mag Figuren, die nicht perfekt sind, aber eine innere Haltung haben, die sie durchs Leben trägt.
7. Was ist bis jetzt der Schönste Moment in deiner bisherigen Zeit als Autorin gewesen?
Da gab es viele – aber besonders berührend war eine Leserin, die mir schrieb, dass sie sich in ihrer eigenen Familiengeschichte wiedergefunden habe und sich dadurch versöhnt habe mit Dingen, die sie nie verstehen konnte. Solche Rückmeldungen sind das größte Geschenk.
8. Hast du einen Lieblingsort, an dem du besonders gut deine Geschichten schreiben kannst? Vielleicht an einem Schreibtisch?
Ja, mein Schreibtisch mit Blick ins Grüne im Taunus… Fenster auf und ich höre das tolle Vogelgezwitscher. Aber auch mein kleiner Balkon in Südfrankreich, mit dem Gesang der Lachmöwen über mir – Hauptsache, es gibt keine Laubbläser in der Nähe, Kaffee und eine Verbindung zur Geschichte, die ich gerade erzähle.
9. Gibt es schon Neuigkeiten für ein Neues Projekt? Darfst du dich dazu schon äußern? Das wäre fantastisch…
Ich schreibe gerade an einem neuen Roman, der – wieder inspiriert von wahren Begebenheiten – zwischen Frankreich und Deutschland spielt und das Schicksal einer Hugenottenfamilie über Generationen hinweg erzählt. Mehr darf ich noch nicht verraten, aber ich kann so viel sagen: Es wird emotional, dramatisch – und voller Hoffnung.
10. Wer das Buch liest, fühlt sich nach der letzten Seite…?
…als hätte er selbst eine Zeitreise gemacht. Mit Figuren gelebt, gehofft, gelitten – und vielleicht etwas über sich selbst gelernt.
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