Die Heilkraft der Tanne
Die Tanne ist mehr warm als kalt
und enthält zahlreiche Kräfte.
Sie ist ein Sinnbild der Stärke,
Geister hassen Tannenholz und
vermeiden Orte, an denen sich
solches befindet.
Hildegard von Bingen (1098-1179)
Der zwölfte Monat
In dieser Jahreszeit wird die Erde hart und
friert und macht das Land und auch das
Leben beschwerlich. Auch die Seele des
Menschen, der hier geboren wurde, hat
ihren Kampf. Nur in der Glut der Gaben
des Heiligen Geistes kann diese Seele ihre
große Wärme finden. Wie nämlich der
Körper nach dem Ausscheiden der Seele
ohne Wärme ist und kalt bleibt, so wird
auch die Seele ohne Glut der Gaben
des Heiligen Geistes durch den Zorn ver-
härtet und vergisst ihre eigene Natur.
Hildegard von Bingen (1098-1179)
Mensch und Schöpfung
Gott hat den Menschen mit allem um-
geben und gestärkt und hat ihn mit gar
großer Kraft rundum durchströmt, damit
ihm die ganze Schöpfung in allen Dingen
beistünde. Die ganze Natur sollte dem
Menschen zur Verfügung stehen, auf
dass er mit ihr wirke, weil ja der Mensch
ohne sie weder leben noch bestehen
kann.
Hildegard von Bingen (1098-1179)
Das Herz
Das Herz hat die Eigenschaft des Wissens,
die Leber des Gefühls,
die Lunge des Blattes (der Veränderlichkeit, Beweglichkeit?),
der Mund dient der Vernunft als Weg,
ein Sprachrohr für das,
was der Mensch vorträgt,
und eine Aufnahme der Erfrischungen des Körpers;
und er spricht,
hört aber nicht,
während das Ohr hört,
aber nicht spricht.
Hildegard von Bingen (1098-1179)