✽•*¨*•๑✿๑★ Autoreninterview ★๑✿๑•*¨*•✽
1. Wer ist Stephan Hähnel? Magst du dich mal vorstellen?
Ich wurde quasi als Weihnachtsgeschenk 1961 in Berlin geboren. Hier ging ich auch zur Schule, machte eine Ausbildung zum Schlosser und leistete Wehrdienst. Über die Umwege Produktionsarbeiter, Kneipenbetreuer, Studium in Eisleben, Wirtschaftsingenieur, Finanzbuchhalter, Systemadministrator EDV, Projektmanager, Unternehmer, Callcenter Agent und Personalberater sowie dem nicht zu unterschätzenden Bereich Ehemann und Familienvater, fand ich zu meiner eigentlichen Berufung: dem Schreiben. Seitdem habe ich achtzehn Bücher veröffentlicht, Romane, Kinderbücher und mit besonderer Freude schwarzhumorige Kurzgeschichten.
2. Die wohl meist gestellte Frage: Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Schon in meiner Kindheit fand ich es faszinierend, Geschichten zu hören. Gemeinsam mit meinen Eltern habe ich oft im Garten am Lagerfeuer gesessen und gelauscht, was sie als Kinder erlebt und was für Quatsch sie gemacht haben. Eltern waren ja auch mal Kinder. Das habe ich niedergeschrieben, etwas dazu gesponnen oder mich in ihre Erlebnisse eingebracht. So sind die ersten Geschichten entstanden. Später kamen Gedichte dazu.
3. Soeben ist dein neuer Roman “Des Teufels Heizer” beim Jaron Verlag erschienen. Der Kriminalroman erzählt die Geschichte vom eigensinnigen Kommissar Horst Kräuming, der 1976 zum LKA nach Westberlin versetzt wurde und er ahnte noch nicht, dass er geradewegs in den kompliziertesten Fall seiner Karriere hineinstolpert ist. Wie kam dir die Idee zu diesem Roman und was möchtest du den Lesern mitgeben?
Mir ist von der Lebensgeschichte zweier Menschen berichtet worden, die sich in den letzten Tagen des 2. Weltkrieges auf den Todesmärschen kurz bevor die Amerikaner Schwerin erreichten, zusammengetan haben. Ein SS-Hauptscharführer, der als Standesbeamte und Leiter des Krematoriums des KZ-Sachsenhausen tätig war und eine Hundeführerin aus dem KZ-Ravensbrück. Beide hatten erhebliche Schuld auf sich genommen und waren sich dessen bewusst. Zwei sich völlig fremde Menschen beschließen in jenem Augenblick, sich als Paar auszugeben und leben diese Lebenslüge fortan. Der Sohn deckte schließlich die waren Vergangenheiten seiner Eltern auf. Das war die Initialzündung meines Romans. Dazu kam, dass es in den Unterlagen, die mir zur Verfügung gestellt wurden, es Hinweise auf eine Schweizer Nummernkonto gab. Die größte Fälscheraktion, die es weltweit jemals gab, fand im KZ-Sachsenhausen statt, die Aktion Bernhard. In den Baracken 18 und 19 ließen die Nazis Millionen britische Pfundnoten von jüdischen Häftlingen fälschen, ursprünglich um England in die Knie zu zwingen. Es entstanden perfekte Banknoten, die selbst die Bank of England von den echten nicht unterscheiden konnte. Beide tatsächlichen Ereignisse sind in dem Roman miteinander verwoben. In dem Krimi „Des Teufels Heizer“ werden dreißig Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges Morde an ehemaligen SS-Männern verübt. In ihren Mündern finden sich gefälschte Banknoten aus der Aktion Bernhard. Offensichtlich ein Racheakt. Um weitere Mordfälle zu verhindern, bedarf es der Klärung eines anderen Falls. Und der begann in den letzten Tagen des Krieges am Ende der Todesmärsche.
4. Wie lange hast du an dem Buch gearbeitet? Denn die Buchausgabe mit 480 Seiten, zeigt eine lange und intensive Arbeit an Recherche und Schreiben dar!
Ich habe drei Jahre gebraucht, alles zusammenzutragen und das Buch zu schreiben. Neben den obligatorischen Besuchen in Archiven und Bibliotheken, habe ich mir natürlich auch die wichtigen Orte angeschaut, um ein Gefühl für jene Ereignisse zu bekommen.
5. Erzähl uns doch ein wenig aus deinem Schreiballtag. Wie sieht ein typischer Schreibtag bei dir aus? Hast du bestimmte Rituale?
Ein guter Schreibtag beginnt morgens um acht Uhr mit dem Aufstehen. Gemeinsam mit einem Pott Kaffee sitze ich idealerweise an meinem Rechner und hämmere jene Dinge, die mir nachts durch den Kopf gegangen sind, in die Tastatur. Für mich ist das die beste Zeit kreativ zu sein. Da man als Schriftsteller aber sich selbst auch vermarkten muss, bin ich allerdings oft auch mit schnöden Dingen wie Akquise, Reisevorbereitungen oder Abrechnungen beschäftigt. Dann bleibt oft nur der Nachmittag oder der Abend, die eigenen Ideen weiterzuentwickeln.
6. Was machst du hinterher, wenn das Buch beendet und veröffentlicht ist? Stürzt du dich gleich in den nächsten Schreibmarathon?
Nach einer kurzen Zeit des Genießens mal nichts zu tun, werde ich meist schnell wieder unruhig und wende mich dem nächsten Projekt zu. Oft schreibe ich parallel an zwei Büchern, hier war es das Kinderbuch „Die heimlichen Schnüffler“, das im Februar erschienen ist.
7. Du hast bereits mehrere Bücher geschrieben und veröffentlicht. Gibt es noch Romanideen für andere Genre, außer Krimiromane?
Darüber denke ich oft nach, aber alle Versuche, das Krimi-Genre zu verlassen, scheiterten bisher daran, dass einer meiner Buch-Charaktere einem anderen etwas antat und es der Aufklärung nach dem ‚warum‘ bedurfte. Gelegentlich gelingt es mir bei den Kinderbüchern.
8. Weißt du bereits vorher genau, was in deinen Büchern passiert, d.h. arbeitest du dich an einen genauen Handlungsplan entlang oder brechen dir die Figuren schon mal aus und erfinden ihre ganz eigene Geschichte?
Es ist eine Mischung aus beiden. Oft ist klar, was geschehen soll und wohin ich will. Dennoch gibt es zuweilen Passagen im Manuskript, die mich selbst erstaunen, weil sie weder so angedacht waren und manchmal gar nicht zu passen scheinen. Es gibt nur die Ahnung, dass diese Zeilen wichtig sind. Das klärt sich zumeist im Laufe des Schreibprozesses. Was die Charaktere angeht, neigen meine leider oft dazu ein Eigenleben zu entwickeln und es kostet jedes Mal erheblich Mühe, ihnen ihre Grenzen aufzuzeigen. Bei des Teufels Heizer war es besonders problematisch, weil die Historikerin Andrea Grabes mich quasi um den Finger gewickelt hat. Mit anderen Worten ich war in einen Buchcharakter verliebt. Hat sie schamlos ausgenutzt und sich massiv in den Vordergrund gedrängt. Es hat dem Buch aber gutgetan.
9. Hast du Vorbilder im Schreibbereich – Lieblingsautoren oder Romane, die dich inspirieren?
Das hängt immer von dem ab, was ich gerade auf dem Schreibtisch habe. Da lege ich mich ungern fest. Wen ich aber besonders achte, ist Roald Dahl, wegen seiner schwarzhumorigen Geschichten und der fantastischen Kinderbücher.
10. Gibt es bereits neue Projekte, die in Arbeit sind und von denen Du erzählen möchtest bzw. darfst?
Ein weiterer Kriminalroman ist angedacht und dieses Mal wird es nur bedingt historisches Kolorit geben. Gerne würde ich auch wieder ein neues Kinderbuch schreiben, vielleicht Teil 2 der heimlichen Schnüffler. Wie es aussieht, werde ich wohl wieder auf zwei Hochzeiten tanzen.