✽•*¨*•๑✿๑★ Autoreninterview ★๑✿๑•*¨*•✽

1. Wer ist Hendrik Lambertus? Magst du dich mal vorstellen?

Tja, wer bin ich eigentlich? Mein Name ist Hendrik Lambertus, Jahrgang 1979, und ich schreibe historische und fantastische Bücher für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Von Haus aus bin ich eigentlich Altskandinavist mit Forschungsthemen wie die eddische Mythologie oder die isländische Saga-Literatur des Mittelalters, und ich verwende heute noch gerne Motive aus der mittelalterlichen Literatur für meine Geschichten. Daneben betreibe ich noch eine Schreibwerkstatt, die Satzweberei, und habe Lehraufträge an Universitäten. Ich bin ein ausgeprägter Familienmensch und lebe mit meiner Frau und unseren vier Kindern in der Nähe von Bremen.

2. Die wohl meist gestellte Frage: Wie bist du zum Schreiben gekommen? Und warum mit einem Pseudonym?

Ich schreibe, seit ich einen Stift halten kann, weil ich Geschichten einfach liebe. Bevor ich schreiben konnte, habe ich sie mir einfach so ausgedacht; die älteste, an die ich mich aus dem Kindergarten erinnern kann, handelte von einem Prinzen mit einer Bratpfanne. Den Rest weiß ich leider nicht mehr …
Später dann haben mich neben meinem literaturwissenschaftlichen Studium Schreibwerkstätten bei Klaus-Peter Wolf geprägt. Das war sehr ermutigend! Trotzdem hat es dann noch diverse Jahre gedauert, bis ich endlich erste Romane fertig geschrieben habe. Zuvor hat das Anfangen einfach zu viel Spaß gemacht …
Ein Pseudonym verwende ich übrigens nicht – „Hendrik Lambertus“ ist mein bürgerlicher Name. Geboren wurde ich als Hendrik Braesch, bei der Hochzeit habe ich dann den Nachnamen meiner Frau angenommen.

3. Du wurdest mit dem Buch “Der Zorn der Flut” für den Goldenen Homer 2023 nominiert. Das ist ein Preis für hervoragende Historische Literatur. Wie hast du dich gefühlt, als du von der Nominierung erfahren hast?

Ich saß gerade im Zug zur Buchmesse nach Leipzig, als die Info über die Nominierten in meiner Instagram-Timeline auftauchte. Das war eine große Überraschung! Und es hat mir den ersten Messetag sehr versüßt, ich bin dann ziemlich beschwingt über das Gelände geschwebt.

4. Wie lange hast du an dem Buch gearbeitet? Denn es hat ja beachtliche 588 Seiten!

Das kann ich so exakt gar nicht sagen, weil ich in der Regel an mehreren Projekten parallel schreibe;
Ich finde es angenehm, wenn ich gelegentlich hin und her springen kann. Grob würde ich für solch einen historischen Roman zwei Jahre ansetzen: eines für die Recherche und eines für das Niederschreiben und Überarbeiten.

5. Wie verlief die Recherche zu diesem Buch? Wie hast du das neben dem Schreiben eingeteilt?

Die Recherche gehört bei historischen Romanen zu meinen liebsten Arbeiten. Ich hole dann rucksackweise Bücher aus der Bibliothek, und es ist ein bisschen, als würde ich an der Uni eine größere Hausarbeit vorbereiten – aber diesmal darf ich mich ganz auf die coolen Aspekte des Themas konzentrieren und es frei bearbeiten!

Eigentlich schaue ich mich zudem auch gerne vor Ort um und spreche mit lokalen Expert*innen. Da „Der Zorn der Flut“ aber mitten in der Pandemie entstanden ist, musste ich für dieses Buch tatsächlich überwiegend auf schriftliche Quellen zurückgreifen. Den Großteil der Recherche erledige ich dabei vor dem Schreiben, um das Thema einzugrenzen; Details forsche ich dann nach, wenn sie konkret relevant werden.

6. Erzähl uns doch ein wenig aus deinem Schreiballtag. Wie sieht ein typischer Schreibtag bei dir aus? Hast du bestimmte Rituale?

Meine Schreibtage folgen unserem Alltag als Familie: Ich arbeite vor allem vormittags, wenn alle in der Schule sind und ich das Haus für mich habe. Am Nachmittag sind dann Kinderzeit, Haushalt, Kochen etc. dran, und am Abend ist nochmal etwas Zeit zum Schreiben (sofern ich dann noch durchhalte …) Glücklicherweise entspricht das auch in etwa meinem Biorhythmus.

7. Was machst du hinterher, wenn das Buch beendet und veröffentlicht ist? Stürzt du dich gleich in einen neuen Schreibmodus?

Da ich meist an verschiedenen Projekten parallel arbeite, bin ich eigentlich nie wirklich „fertig“. Außerdem macht es viel zu viel Spaß, sich neue Ideen für Geschichten auszudenken … Und wenn wirklich mal schreibtechnisch wenig anliegt, gibt es ja auch noch die Aufträge meiner Schreibwerkstatt und die diversen Familiendinge. Langweilig ist mir jedenfalls selten.

8. Weißt du bereits vorher genau, was in deinen Büchern passiert, d.h. arbeitest du dich an einen genauen Handlungsplan entlang oder brechen dir die Figuren schon mal aus und erfinden ihre ganz eigene Geschichte?

Grundsätzlich lasse ich die Dinge beim Schreiben gerne frei fließen. Wenn ich das jedoch ungebremst täte, würde ich mich zu sehr in den Erzählwelten verlieren. Darum bastele ich zu Beginn immer einen skizzenhaften Bauplan, an dem ich mich Kapitel für Kapitel entlangarbeiten kann.

Grob wird dieser Plan dann auch eingehalten. Allerdings kommt es immer wieder vor, dass ich beim Schreiben neue Perspektiven auf die Handlung und die Figuren gewinne und dann feststelle, dass etwas anderes an einer bestimmten Stelle viel logischer oder für die Figur passender wäre. Dann gehe ich natürlich darauf ein, und dabei können auch überraschende Wendungen entstehen.

9. Hast du Vorbilder im Schreibbereich – Lieblingsautoren oder Romane, die du selbst gern geschrieben hättest?

Hui, da gibt es so viele große Namen – Menschen wie Astrid Lindgren oder Michael Ende im Kinder- und Jugendbereich oder J.R.R. Tolkien und Neil Gaiman für die Fantastik. Im historischen Bereich bin ich ein großer Bewunderer von Umberto Eco, der so wunderbar seine Arbeit als Mediävist und Zeichenforscher mit seinen literarischen Werken zu verbinden verstand.

10. Gibt es bereits neue Projekte, die in Arbeit sind und von denen du erzählen möchtest bzw. darfst?

Details darf ich leider noch nicht verraten, aber ich habe gerade das Manuskript für einen neuen historischen Roman abgegeben, der dann im kommenden Jahr erscheinen wird. Ich bin schon sehr gespannt, wie sich das Projekt weiter entwickeln wird!