Interview mit Nicole Wellemin/Julie Larsen

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1. Wer ist Nicole Wellemin? Magst du dich mal vorstellen?

Ich bin Jahrgang 1979 und komme aus der Nähe von München. In England habe ich Abitur gemacht, in Prag Interkulturelle Kommunikation studiert und in München Kommunikation und Marketing. Mein Leben wird von Geschichten bestimmt – früher habe ich in der Presseabteilung eines Filmrechtevermarkters gearbeitet, heute schreibe ich von den großen und kleinen Dingen, die uns antreiben und umtreiben, die uns erschüttern und berühren.

2. Die wohl meist gestellte Frage: Wie bist du zum Schreiben gekommen?

Und hier die klischeehafteste Antwort, die bei mir allerdings auch wirklich stimmt: Ich habe schon immer geschrieben. Vom Alltag von Schullöffeln in der Kantine für die Schülerzeitung, bis zu vor Schmalz triefenden Teenieliebesgeschichten, die ich unbeindgt zur BRAVO GIRL einschicken wollte, mich dann aber nie getraut habe. Ich habe Werbetexte geschrieben, Klappentexte, Produktbeschreibungen, Sachtexte, Webseitentexte, Tagebucheinträge, Reden und nun eben Romane.

3. Soeben ist Dein neuer Roman “Das Echo der Moore” erschienen. Ein einfühlsamer Roman über Entfremdung und Versöhnung zwischen zwei Schwestern. Wie kam dir die Idee zu diesem Roman und was möchtest du den Lesern mitgeben?

Seit einiger Zeit habe ich Nature Writing als mein Thema entdeckt. Die Verbindung zwischen Mensch und Natur fasziniert mich, besonders die Art, wie Landschaften unsere Erinnerungen, Emotionen und Entscheidungen prägen. Moore sind seit jeher Schauplätze gruseliger Geschichten. Als Kind liebte ich diese, heute faszinieren Moore mich noch aus einem anderen Grund: Sie sind unverzichtbar für Klimaschutz und Artenvielfalt. Damit sind sie gleichzeitig lebensfeindlich und lebensbejahend, schön und unheimlich. Und sie konservieren die Vergangenheit, wie die 13.500 Jahre alten Torfschichten im Bayerischen Wald, wo mein Roman spielt. ›Das Echo der Moore‹ vereint diese Gegensätze und zeigt, wie das Vergangene unsere Gegenwart prägt.

4. Du hast bereits schon mehrere Romane veröffentlicht, doch mit dieser Geschichte begibst du dich in ein anderes Genre. Weshalb die anderen Pseudonyme?

(das stimmt nicht ganz. Mein erstes Buch unter Klarnamen war “Späte Ernte” und wie auch “Das Echo der Moore” ist das dem Nature Writing zuzuordnen, während die Julie-Larsen-Romane ja Wohlfühlromane sind, deshalb beantworte ich hier nur den zweiten Teil der Frage). Um die verschiedenen Genres voneinander abzugrenzen. Während Julie Larsen Bücher mit Wohlfühlgarantie schreibt, geht es bei Nicole Wellemin etwas ernster zu. Beide Genre machen wir gleichviel Spaß und liegen mir genauso sehr am Herzen, aber sie unterhalten doch auf sehr unterschiedliche Weise. Damit es da zu keinen Verwirrungen und auch einer klaren Abgrenzung kommt, sind die unterschiedlichen Namen sehr sinnvoll.

5. Erzähl uns doch ein wenig aus deinem Schreiballtag. Wie sieht ein typischer Schreibtag bei dir aus? Hast du bestimmte Rituale?

Mein Schreiballtag ist eigentlich ein sehr langweiliger Arbeitsalltag. Ich setz mich mit meinem ersten großen Kaffee an den Schreibtisch, wo ich dann mit wenigen Getränkepausen bis zum frühen Nachmittag auch bleibe. Den restlichen Tag verbringe ich mit meiner Familie, meinem Hund oder ganz mondänen Dingen wie einkaufen oder Aufräumen.

6. Weißt du bereits vorher genau, was in deinen Büchern passiert, d.h. arbeitest du dich an einen genauen Handlungsplan entlang oder brechen dir die Figuren schon mal aus und erfinden ihre ganz eigene Geschichte?

Bevor ich mit dem eigentlichen Schreiben beginne, habe ich meist ein recht ausfühliches Exposé, in dem die wichtigsten Stationen der Handlung und die Entwicklungskurven der Figuren festgelegt sind. Auf dieses Dokument greife ich beim Schreiben auch immer wieder zu. Trotzdem ist jeder Roman auch ein Prozess. Wo die Geschichte verweilt, wo die Schwerpunkte letztendlich sitzen, welche Stationen eher schneller und welche langsamer erzählt werden, das ergibt sich alles erst beim Schreiben.

7. Hast du Vorbilder im Schreibbereich – Lieblingsautoren oder Romane, die du selbst gern geschrieben hättest?

Es gibt so viele wunderbare Autor:innen, deren Romane ich bewundere und von denen ich gerne lernen möchte. In den letzten Jahren gehörten da z.B. dazu: Charlotte McConaghy “Wo die Wölfe sind”,
Coco Mellors “Cleopatra und Frankenstein”,
Delia Owens “Der Gesang der Flusskrebse”,
Hanya Yanagihara “Ein wenig Leben” oder
“Im letzten Licht des Herbstes” von Mary Lawson.
Das heißt aber nicht, dass ich diese Bücher selbst gerne geschrieben hätte, wenn, dann möchte ich gerne MEINE Bücher genauso großartig schreiben, wie es diesen Autorinnen gelungen ist.

8. Wenn du eine traurige, witzige oder spannende Szene schreibst, fühlst du dann mit?

Auf jeden Fall. Gerade bei “Das Echo der Moore” ist mir vieles sehr nahe gegangen, weil es, obwohl es kein autobiografischer Roman ist, sehr viel von mir in sich trägt. Das war teilweise so intensiv, dass ich zwischendurch ein paar Tage Pause gebraucht habe, um das, was da gerade im Manuskript geschieht, zu verarbeiten.

9. Beschreibe dein neues Buch “Das Echo der Moore” mit 5 Worten, welche wären das?

Atmosphärisch, ehrlich, emotional, einfühlsam, versöhnlich.

10. Gibt es bereits neue Projekte, die in Arbeit sind und von denen du erzählen möchtest bzw. darfst?

Ja, die gibt es, aber verraten darf ich noch nichts darüber.

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