Interview mit Ralf H. Dorweiler

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1. Wer ist Ralf H. Dorweiler? Magst du dich mal vorstellen? 


(c) Daniela Bianca Gierok

53 Jahre alt, geboren im Taunus und direkt nach dem Abitur nach Köln gezogen. Ich habe als Schauspieler gearbeitet, im Management für große Konzerne und dann mit 30 mein Leben nochmal um 180 Grad gedreht und ein Volontariat als Redakteur absolviert. 16 Jahre lang war ich Redakteur bei einer großen Tageszeitung. Seit 2006 habe ich eigentlich jedes Jahr ein Buch veröffentlicht. Ich bin verheiratet, habe einen Sohn und immer Tiere um mich herum.

2. Die wohl meist gestellte Frage: Wie bist du zum Schreiben gekommen?

Mit elf hatte ich alle Karl-May-Bücher meines Opas durchgelesen und wollte mehr – also habe ich selbst angefangen zu schreiben. Natürlich wurde die Geschichte nie fertig. Als ich 72 Seiten auf kariertem Papier voll hatte, schenkte mein Vater mir eine alte Schreibmaschine. Da habe ich gleich einen Schience-Fiction-Roman angefangen. Die Idee dazu war so gut, dass ich manchmal heute noch überlege, mir das Thema noch einmal vorzunehmen.

3. Du wurdest mit dem Buch “Der Herzschlag der Toten” für den Goldenen Homer 2025 nominiert. Das ist ein Preis für hervoragende Historische Literatur. Wie hast du dich gefühlt, als du von der Nominierung erfahren hast und nach dem du dann mit dem Silbernen Homer heimgegangen bist?

Die Nominierung war für mich das Größte. Aus so vielen hervorragenden Büchern auf die Shortlist gewählt zu werden, habe ich als außerordentliche Ehre empfunden – und als Bestätigung vieler Jahre Arbeit. Natürlich hat man mal darüber nachgedacht, wie es wäre, einen Preis zu gewinnen, aber gerechnet habe ich damit überhaupt nicht. Als mein Name als Preisträger für den Silbernen Homer 2025 ausgerufen wurde, habe ich meinen Ohren nicht getraut…

4. Wie lange hast du an dem Buch gearbeitet und wie verlief die Recherche zu diesem Buch?

Ein Buch zu schreiben, braucht einiges an Vorlauf. Ich habe am Herzschlag der Toten insgesamt etwa drei Jahre gearbeitet, wobei sich verschiedene Projekte bei mir überlappen. Die eigentliche Schreibphase ist mit schätzungsweise vier Monaten eher kurz.
Zum zweiten Teil der Frage: Ich recherchiere außerordentlich gerne und muss immer aufpassen, mich nicht in den Recherchen zu verlieren. Im Internet recherchiere ich vor, suche mir etwa alte Stadtpläne, überlege mir die Handlung und plane dann die telefonische und die Vor-Ort-Recherche. Es gehört für mich dazu, vor Ort zu sein, auch wenn das heutige Hamburg mit dem von 1887 nicht viel gemein hat.

5. Wenn du deinen historischen Roman mit 5 Worten beschreiben müsstest, welche wären das?

Darüber brauche ich mir zum Glück keine Gedanken machen. Genau das hat mein Verlag schon gemacht – und lustigerweise sind es genau fünf Worte: “Düster, atmosphärisch und atemberaubend spannend”

6. Erzähl uns doch ein wenig aus deinem Schreiballtag. Wie sieht ein typischer Schreibtag bei dir aus? Hast du bestimmte Rituale?

Ich fange um 9 Uhr an und arbeite zunächst bis 13 Uhr. Diese Zeit ist dem Schreiben und Recherchieren vorbehalten. Nach einer Kleinigkeit zu essen gehe ich zurück ins Büro und mache Büro, Akquise, Marketing oder Lesereisenplanung. Ich beantworte Mails, gebe Interviews oder telefoniere mit meiner Agentin, mit Lektoren oder Veranstaltern. Wenn ich zwischendurch Luft brauche, fahre ich zu meinem Pferd. In Zukunft werde ich deutlich mehr an die frische Luft kommen, da wir uns dazu noch einen Hund zulegen werden.

7. Was machst du hinterher, wenn das Buch beendet und veröffentlicht ist? Stürzt du dich gleich in den nächsten Schreibmarathon?

Ja, meist geht es dann direkt weiter mit den Sachen, die in der Endphase des Schreibens liegengeblieben sind.

8. Weißt du bereits vorher genau, was in deinen Büchern passiert, d.h. arbeitest du dich an einen genauen Handlungsplan entlang oder brechen dir die Figuren schon mal aus und erfinden ihre ganz eigene Geschichte?

Sowohl als auch. Ich plane mittlerweile ziemlich genau vor. Trotzdem ist das kein Garant, dass das Buch exakt so ausgeht. Manchmal stellt man im Prozess fest, dass die Sicht einer weiteren Hauptfigur nützlich sein könnte. Oder man hat einen Einfall, wie das Ende noch spannender werden kann. Manchmal will ein Protagonist auch nicht so, wie der Autor es möchte, und geht seinen eigenen Weg. Man muss lernen, wie locker man die Leine lassen kann…

9. Hast du Vorbilder im Schreibbereich – Lieblingsautoren oder Romane, die du selbst gern geschrieben hättest?

Man kann meiner Meinung nach nur schreiben, wenn man vorher selbst viel gelesen hat. Von den zeitgenössischen Autoren würde ich spontan Andreas Eschbach nennen, zumal ich auch von Science-Fiction und Gedankenexperimenten begeistert bin. Zum historischen Roman hingeführt haben mich Noah Gordon mit seinem “Medicus” und Ken Follett mit den “Säulen der Erde”. Aber mir ging es nie darum, andere Autoren zu imitieren. Ich erzähle Geschichten auf meine eigene Art.

10. Gibt es bereits neue Projekte, die in Arbeit sind und von denen du erzählen möchtest bzw. darfst?

Dieses Jahr ist bei mir einiges los. Im August ist ein im Mittelalter angesiedeter Roman bei Lübbe herausgekommen. “Das Lied des Vogelhändlers” bringt Kreuzzug, Turnierkampf, Minne und Falknerei zusammen und schließt locker an meinen Erfolgsroman “Der Gesang der Bienen” an. Im November erscheint dann wieder bei Goldmann der zweite Teil meiner in Hamburg angesiedelten Krimireihe. “Die Farbe des Bösen” kann gerne alleine gelesen werden, aber ich empfehle trotzdem, vorher “Der Herzschlag der Toten” zu lesen. Und ganz aktuell bin ich bereits dabei, ein neues Projekt fertigzustellen und weitere zu konzipieren.

(Persönlich: Ich danke Dir herzlich, dass ich dabei sein darf – und grüße alle Leserinnen und Leser Deines Blogs!)

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