Interview mit Michael Jensen/Arne Jensen/Benjamin Cohen

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1. Wer ist Michael Jensen/Arne Jensen/Benjamin Cohen? Magst du dich mal vorstellen? 

Wer bin ich? Sind wir nicht alle ein Leben lang auf der Suche nach einer Antwort auf diese Frage? Von Haus aus bin ich Nordfriese, aber das Klischee, wir seien mundfaul, trifft auf mich wohl nicht zu. Südlich der Elbe bekomme ich allerdings schon Heimweh, bin also durch und durch “Nordisch by Nature”. Ich habe lange Zeit als Arzt gearbeitet und hier speziell in der Traumabehandlung und Naturheilkunde. Irgendwann wurde (durch verschiedene Umstände, die ich hier nicht erläutern kann) in mir der Wunsch geweckt, mich schreibend auszudrücken. Vielleicht hatte ich im Lauf der Jahre einfach auch als Behandler zu viele Eindrücke aufgenommen, ich weiß es nicht. Seit einigen Jahren schreibe ich also Bücher und bin sehr glücklich damit.

2. Die wohl meistgestellte Frage: Wie bist du zum Schreiben gekommen? Und warum schreibst du deine Geschichten mit deinem Klarnamen und zwei Pseudoyme?

Am häufigsten höre ich übrigens: “Ach, wenn ich mal Zeit habe, dann schreibe ich auch Bücher.” Aber so wird das nix. Bücherschreiben ist eine Leidenschaft, die auch Leiden schafft. Und das muss man wollen und aushalten. Wie das Leben selbst. Mein Schreiben und ich sind mittlerweile eine Symbiose eingegangen. Tage ohne Schreiben (oder wenigstens Ideen und Spinnereien) sind für mich keine schönen Tage. Herzschlag, Atmung, Essen, Trinken. Irgendwo da, beim absolut Lebensnotwendigen ist mein Schreiben verortet.

Tja, warum Pseudonyme? Da muss man eigentlich die Verlage fragen. Ein Verlagswechsel, ein kleiner Genre-Ausflug und schon kommt der Rat, es lieber mit einem Pseudonym zu machen. Ich halte das, ehrlich gesagt, für Unsinn. Die Leser:innen könnten sehr wohl unterscheiden, ob eine Autorin/ein Autor mal einen Krimi, dann wieder einen Historischen Roman verfasst hat. Aber wer bin ich, dass ich mich gegen Marketing-Experten stelle …

3. Wie lange, hast du immer an einen der Bücher gearbeitet? Brauchst du für jedes Werk gleich lang? Und wie viele Bücher sind es bis heute schon geworden? Berichte uns etwas davon…

Ich arbeite immer an mehreren Projekten gleichzeitig. So lese ich übrigens auch Bücher. Ein Projekt ist vielleicht erst ein “Gerippe”, bei anderen fällt mir dann etwas ein und ich schreibe ein paar Seiten. Und am Hauptprojekt kann ich nur arbeiten, wenn ich für das Thema “brenne”. Ich habe schon Bücher in zwei Monaten geschrieben, ich habe aber auch mal ein Jahr gebraucht. Es wird ja auch nicht jeder Unsinn, den ich verzapfe, veröffentlicht (dem Herrn sei Dank). Wie oben bereits erwähnt, Schreiben ist die Luft zum Atmen. Ohne geht es nicht mehr. Folglich arbeite ich oft eigentlich gar nicht, denn ich /lebe/ in meinen Storys (bis der Auswurfschock kommt). Angefangen hat es mit der “Totenland”-Trilogie, dann kamen fünf Bände der Berlin-Krimireihe. Dazu noch ein Standalone-Krimi und der NY-Thriller “Und New York blieb dunkel”. Jetzt sind drei weitere Bücher fertig bzw. in der Endphase ihrer Entstehung. Und ich sitze aktuell am 14. Buch. Eine Sucht eben.

4. Im Juli 2025 kam unter dem Pseudonym Benjamin Cohen bei Piper dein neuer Roman “Und New York blieb dunkel” in den Buchhandel. Würdest du bitte etwas über die Handlung der Geschichte uns mitteilen? 

Im Jahr 1977 kam es in New York nach einem Blitzeinschlag zu einem gigantischen Stromausfall, der mehrere Stadtteile betraf. Kann man nachlesen. In der Nacht führten Unruhen mit Plünderungen und Brandstiftungen zu einem Ausnahmezustand. Mich reizte wieder (wie in allen meinen Büchern) das Herunterbrechen des großen, historischen Ereignisses auf Einzelschicksale. Wir begleiten in meinem Roman einige Mitglieder der Familie Simmons auf ihrer Odyssee durch eine dunkle, chaotische Stadt. Dazu gibt es ein Grusel-Bonbon: 1976 und 1977 wurde die Stadt von einem Serienkiller, dem “Son of Sam”, heimgesucht. Es ist nicht bekannt, was er während des Stromausfalls gemacht hat. Aber meine Fantasie hat diese Lücken gefüllt, und er streift durch die Nacht. Auf der Suche nach einem neuen Opfer. Ob er jemanden erwischt, müsst ihr durchs Lesen selbst herausfinden.

5. Beschreibe den Roman “Und New York blieb dunkel” mit 5 Worten, welche wären das?

“Es könnte wieder geschehen.” (Ich habe es nicht so mit Zahlen.)

6. Wenn du eine traurige, witzige oder spannende Szene schreibst, fühlst du dann mit?

Meine Figuren und ich leben eine gewisse Zeitlang zusammen. Ich spreche sogar manchmal mit ihnen. Und ihre Gefühle muss /ich/ ebenfalls fühlen, um sie aufschreiben zu können. Wenn sie mich daran nicht teilhaben lassen, ist das Geschriebene nur Mist. Meine besten Szenen (glaube ich) sind die, in denen ich dabei war. “Von oben draufschauen” ist nicht mein Ding, vielleicht ist das der Grund, warum ich die auktoriale Erzählperspektive eher meide.

7. Welche sind deine Lieblingsprotagonisten unter all deinen Büchern?

Eindeutig *Jens Druwe* aus der “Totenland”-Reihe, auch weil er eine Art Alter Ego ist. Er stammt ebenfalls aus Nordfriesland, und ich habe ihm ein paar Macken auf den Leib geschrieben, mit denen ich bereits einige Jahrzehnte lebe. Deshalb habe ich Druwe auch in der Berlin-Reihe (als jungen Kripo-Assistenten) auftreten lassen. Und in “Zurück unter Mördern” (ET Dezember 2025) hat er einen weiteren Cameo-Auftritt als gealterter Detektiv.

8. Hast du Rituale oder einen Rückzugsort beim Schreiben? Wenn ja, welche/wo?

Tee und mindestens vier Stunden für mich. Dann kann ich am Schreibtisch arbeiten. Der Ort ist mir dann fast egal. Wenn ich nachts nicht schlafen kann (kommt öfter vor), schreibe ich auch mal zwischen 3 und 6 Uhr morgens. Am liebsten aber arbeite ich an der Schlei in einem kleinen Schreibbüro. Kraniche, Gänse, Wind. Die Geschichten sind einfach da, man muss nur zuhören. Und nichts macht den Kopf so frei wie ein Strand- oder Deichspaziergang im Herbst bei Windstärke 8. Nordisch by Nature.

9.  Was ist bis jetzt der Schönste Moment in Deiner bisherigen Zeit als Autor gewesen?

Die erste Lesung aus meinem ersten Roman “Totenland”, als ich merkte, dass mein Text die Menschen interessierte. Ein unbeschreibliches Gefühl. Dieser Kick kommt seither bei jeder Lesung wieder. Ich und das Publikum, wir können das rocken. Ich gebe aber zu, dass es auch schon mal in die Hose geht. Dann ist es Zeit für Whisky, Schokolade und Trauerarbeit.

10. Bist du auch auf Messen, wie LBM und FBM & Co anzutreffen? Was machst du dann auf so einer Veranstaltung?

Ein wunder Punkt, den Du da ansprichst. Ich sage mir leider zu oft: “Da interessiert sich doch keiner für mich. Was soll ich da?” Das sind die Zweifel, die wohl jede(n) plagen. Ich stürze mich in meine Welten und mein Schreiben. Und oft vergesse ich, mich selbst zu promoten. Wenn demnächst eine Fee vorbeikommt, werde ich sie bitten, mich am Markt besser zu coachen. Aber Scherz beiseite: Frankfurt habe ich mir für nächstes Jahr fest vorgenommen (man erkennt mich dann, weil mich eine Fee an der Hand hält).

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