✽•*¨*•๑✿๑★ Autoreninterview ★๑✿๑•*¨*•✽
1. Wer ist Klaus Maria Dechant/ Til Petersen? Magst du dich mal kurz vorstellen?
Jahrgang 1966, zum zweiten Mal verheiratet, zwei Söhne aus erster Ehe. Hundenarr.
Von Haus aus bin ich gelernter Journalist. Nach einem klassischen Zeitungsvolontariat verschlug es mich 1992 zum Süddeutschen Rundfunk (später Südwestrundfunk), wo ich zehn Jahre lang als Reporter und Moderator arbeitete. Es folgten Anfang der 2000er Stationen in der PR, PR-Ausbildung, in der Werbung und im Marketing, bis ich 2018 zum Schreiben von Romanen und 2023 zu meinem Pseudonym Til Petersen kam.
2. Die wohl meistgestellte Frage: Wie bist du zum Schreiben gekommen? Und weshalb jetzt auch noch mit einem Pseudonym?
Alles begann, wie erwähnt, 2018. Ich stand kurz vor dem Burnout, meine Frau erkannte das, und sie bot mir an, mir ein sogenanntes Sabbatjahr zu ermöglichen. Für Selbständige ein Kraftakt. Das bedeutete für mich: Raus aus dem Job, rein in etwas, was ich schon immer machen wollte. So kam es zu meinem ersten Kriminalroman MORDSLUST. Ich hatte nie an eine Veröffentlichung gedacht, bis ich vom SYNDIKAT erfuhr. Alles, was Rang und Namen in der deutschsprachigen Kriminalliteratur hat, ist dort vertreten, und ich wollte da unbedingt rein. Dann hieß es, einen Verlag zu suchen. Und ich war ein echtes Glückskind. Ich habe genau drei Briefe geschrieben: An Gmeiner, an Emons und an den Südwestbuchverlag. Von Gmeiner warte ich heute noch auf die Antwort, Emons gefiel mein Stil, fand das Thema aber zu schlüpfrig, und Südwestbuch schickte mir einen Vertrag über drei Romane. Zum Pseudonym komme ich in der nächsten Antwort.
3. Wie viele Bücher hast du bis heute schon veröffentlicht und wie lange schreibst du an einem Buch?
Neben meinen Schwetzingen-Krimis MORDSLUST und MORDSEIER habe ich mit den Kollegen Kai Bliesener und Jo Schuttwolf das Projekt ANLEGER 511 veröffentlicht. Ich nenne es Projekt, weil dieses Buch in seiner Art meines Wissens bis heute einzigartig ist. Wir drei haben nämlich für drei Krimis bzw. Thriller im Novellenformat unsere Helden getauscht. Sehr spannend, und wie ich meine, sehr gelungen.
Ein Jahr darauf (ich hatte bereits meinen eigenen Verlag Early Bird Books) erhielt ich von der Verwertungsgesellschaft Wort völlig überraschend ein Stipendium für eine Buchidee, für die sich irgendwie kein Verlag erwärmen wollte, nämlich die bitterböse und rabenschwarze Krimi- und Bestattersatire FAHR NICHT FORT, STIRB AM ORT! Und mit diesem Buch wurde auch mein Pseudonym Til Petersen geboren. Warum ein Pseudonym? Weil es sich bei der Satire schlicht um ein neues Genre für mich handelt. Damit weiß jede und jeder: Wo Dechant draufsteht, ist ein eher harter Krimi drin, bei Petersen wird’s bissig und satirisch. Ich finde das praktisch.
4. Wenn Du eine traurige, witzige oder spannende Szene schreibst, fühlst du dann mit?
Sehr interessante Frage, die ich klar mit ‚Ja‘ beantworten kann. Ganz besonders bei traurigen Szenen, die direkt ins Herz gehen sollen, ertappe ich mich dabei, wie mir bei Lesungen oder beim Einsprechen des Hörbuchs, die Tränen kommen. Das geht aber schon beim Schreiben los. Schlimm wird‘s, wenn unangenehme Charaktere ins Spiel kommen. Da spüre ich, wie Aggressionen in mir hochkommen.
5. Welche sind deine Lieblingsprotagonisten?
Ganz spontan: Hermann Thaddäus König, der Bestatter aus FAHR NICHT FORT, STIRB AM ORT! Nicht, weil er am Ende einiges auf dem Kerbholz hat, sondern weil er alles tut, um seine Liebsten zu schützen und er ein Gerechtigkeitsfanatiker ist.
An zweiter Stellen tritt mein Hauptkommissar Guido Ruck, den ich (Vollpfosten) in den Knast schick. Anfängerfehler. Guido ist ehrlich, liebt seine Tocher über alles, ist ein guter Bulle, aber er hat seine Schwächen. Deshalb bekommt er (er darf aus dem Gefängnis raus) auch als bald seine eigene Krimireihe.
6. Woher nimmst du deine Ideen?
Weiß ich nicht. Die Ideen finden mich irgendwie. Ein Gespräch, eine Bobachtung, ein Zeitungsartikel … Wer Augen und Ohren offenhält, wird immer wieder Impulse bekommen.
7. Wie sieht dein Alltag aus? Was machst du noch neben dem Schreiben?
Da ist mittlerweile ja auch Verleger, Hörbuchproduzent und -sprecher bin, dreht sich mein ganzer Tag rund um’s Schreiben. Vormittags sitze ich meist im Büro oder im Lager, wickle Bestellungen des Großhandels ab, schreibe Rechnungen, bezahle Rechnungen, versuche meinen SuMs abzuarbeiten (Stapel ungelesener Mails). Die Nachmittage gehören (wenn der Vormittag produktiv genug war) entweder dem Hörbuchstudio, dem aktuellen, eigenen Roman oder Lektoratsarbeiten an Verrlagsmanuskripten.
8. Welche Autoren finden wir in deiner privaten Bibliothek?
Das ist sehr krimilastig und sehr bunt. Ich habe es auch gerne historisch (eher Französisch als Englisch), daher stehen auch Gaston Leroux oder Emile Gaboriau im Regal neben Fred Vargas. Was ich sehr mag sind die Sommerfeldt-Roman von Klaus-Peter Wolf, den Schreibstil der Kollegen Kibler und Gruber, die Thriller meines Freundes Mathias Aicher … und das ganze steht neben Andreas Franz, Steve Cavanagh und Frank Schätzing. Wenn ich es hart möchte, dann steht Chris Carter auf dem Zettel, aber nur als Hörbuch mit dem großartigen Uve Teschner. Das gilt auch für Max Bentow, meist gelesen von Axel Milberg.
9. Was ist bis jetzt der Schönste Moment in Deiner bisherigen Zeit als Autor gewesen?
Da muss ich nicht lange nachdenken: Das war der Tag, ab dem ich allen erzählen konnte, dass die CRIMINALE in mein geliebtes Schwetzingen kommt, dem Spielort meiner erster Krimis. Und das waren dann ja auch großartige fünf Tage, die mich sehr glücklich gemacht haben.
10. Der perfekte Ort, um deine Bücher zu lesen?
Auf dem Sofa, einen unserer Hunde auf dem Bauch, ein Glas Wein auf dem Tisch und ein Klavierkonzert von Mozart im Ohr.