✽•*¨*•๑✿๑★ Autoreninterview ★๑✿๑•*¨*•✽

1. Wer ist Susanne Seider? Magst du dich mal kurz vorstellen?

Klar, gerne!
Beginnen wir mit den harten Fakten. 47 Jahre alt auf dem Papier, maximal 25 im Herzen. Leidenschaftliche Badenerin von Geburt an, die aber seit 20 Jahren im Elsass liebt. Mitschöpferin dreier wundervoller Kinder im Alter von 21, 16 und 14, engagiertes Kirchenmitglied mit fatalem Hang zum Enfant Terrible. Seit nunmehr 25 Jahren Flugbegleiterin für die Deutsche Lufthansa, und das mit so viel Begeisterung, dass ich immer wieder im Briefing vor dem Flug weine vor lauter Vorfreude. Klingt albern, ist aber wirklich so.
Ansonsten brauche ich Menschenmassen genauso wie Einsamkeit, beides im steten Wechsel. Daher ist die Kombination aus Fliegen und Schreiben absolut perfekt für mich. Und ich glaube, dass ich ein sehr umgänglicher Mensch bin, solange mir niemand Vorschriften macht.

2. Die wohl meistgestellte Frage: Wie bist du zum Schreiben gekommen?

Wie die meisten Autoren habe ich schon immer gerne geschrieben. In einer abgeschlossenen Kiste in meinem Schlafzimmer finden sich dutzende Tagebücher, ich schreibe gerne ellenlange Mails (Wink an eine gewisse Person, die immer nur telefoniert: Du weißt nicht, was dir entgeht!) und meinen ersten „Roman“ habe ich im zarten Alter von 15 verfasst. Eine vor billiger Klischees triefende Vampirgeschichte mit dem genialen Titel All you need is blood. Damals habe ich die halbe Klasse rekrutiert, dazu einen Vater mit Videokamera, um mein Werk zu verfilmen. Die Hälfte haben wir tatsächlich gedreht und lachen heute noch darüber. Besonders witzig finde ich die Szene, als ein Klassenkamerad einem anderen Klassenkameraden einen Holzpfahl ins Herz jagen wollte und das Blut einfach nicht so gespritzt ist, wie ich das gerne gehabt hätte.
Den ersten richtigen Roman begann ich aber erst, als Kind Nummer 3 gerade mal fünf Tage alt war. Damals brauchte ich dringend ein Projekt, um nicht komplett als Hausfrau und Mutter unterzugehen.

3. Du schreibst vorwiegend im Genre Krimi. Warum gerade Krimis?

Nun, man schreibt, was man selbst liest. Und zu jener Zeit, als mein erster Roman entstand, habe ich fast ausschließlich Krimis gelesen. Ich hatte kleine Kinder, war viel daheim und habe das Abenteuer in meinem Alltag vermisst. Und wenn das Leben zu beschaulich wird, muss man halt irgendwie für Spannung sorgen. Morde passen da immer.

4. Wie lange schreibst du an einem Buch? Und wieviele hast du schon veröffentlicht? Erzähle uns bitte davon…

Als Faustregel rechne ich mit einem halben Jahr für ein Buch. Wobei ich viel schneller wäre, wenn ich mal wirklich durchgehend schreiben würde. Leider gelingt mir das nie. Da gibt es Schreibblockaden, den Alltag sowie geplante Pausen für Testleserfeedback.
Gerade ist mein sechstes Buch erschienen, zwei weitere sind bereits fertig und werden im Juni und September veröffentlicht.

5. Wenn Du eine traurige, witzige oder spannende Szene schreibst, fühlst du dann mit?

Tatsächlich schreibe ich meistens mit dem Kopf, was ich persönlich sehr schade finde. Aber wenn ich mal richtig mitfiebere, liebe ich das Schreiben ganz besonders. Dann haue ich in die Tasten, bis meine Kinder Angst um mein Macbook bekommen, ich atme schwer, lache laut und ein einziges Mal habe ich sogar geheult. Aber wie gesagt passiert das eher selten, meine Gefühle lebe ich dann doch lieber im echten Leben aus.

6. Weißt du bereits vorher genau, was in deinen Büchern passiert, d.h. arbeitest du dich an einen genauen Handlungsplan entlang oder brechen dir die Figuren schon mal aus und erfinden ihre ganz eigene Geschichte?

Ich habe immer einen Plan, egal ob es ums Schreiben geht oder um Sonstiges. Und ich bin recht gut darin, mich an meine Pläne zu halten. Allerdings sind diese Pläne nie ohne Löcher und gerade beim Schreiben erlebe ich es wirklich bei jedem Buch, dass mir plötzlich Dinge einfallen, die ich nicht bedacht hatte. Dann fühlt es sich an, als würde ich mit dem Kopf gegen eine Mauer knallen. Ich werde wütend, knalle erstmal stur weiter, bis ich bildlich gesprochen blutüberströmt bin. Und irgendwann finde ich dann eine Lösung. Blöd nur, wenn das dann bedeutet, dass ich das vorher Geschriebene nochmal komplett ändern muss. Aber beim Schreiben ist es wie im Leben, manchmal braucht es Umwege, um ans Ziel zu kommen. Und oft ist dieses Ziel doch ganz anders, als es ursprünglich im Kopf war. Macht nichts. Aber ich träume davon, einmal im Leben ein Buch einfach so runterzuschreiben.

7. Und was ist bis jetzt der Schönste Moment in Deiner bisherigen Zeit als Autorin gewesen?

Oh, daran erinnere mich so gut! Vor vielen Jahren habe ich mein erstes Buch bei einem kleinen Verlag veröffentlicht, das zweite als Selfpublisher. Dieses zweite Buch lief recht gut und ich konnte dann Buch Nummer 1 vom Verlag freikaufen und ebenfalls selbst verlegen. Eine Woche nach Erscheinen war ich beruflich in Orlando und die Verkaufszahlen stiegen stetig. Kurz bevor uns der Bus zum Flughafen abgeholt hat, stand ich in Uniform in der Lobby und checkte ein letztes Mal Zahlen und Verkaufsrang. Und ich war plötzlich in den Top 100! Vor Freude bin ich wie blöd rumgehüpft und habe der ganzen Besatzung von diesem mega Erfolg erzählt. Dann ging es wie gesagt in den Bus und auf den langen Rückflug nach Frankfurt. Keine Chance mehr, den Rang zu checken. Es war die reine Seelenqual. Absolute Folter! Wir Flieger sind allesamt sehr kommunikative Wesen, und so quasselte ich meinen Kollegen zwölf Stunden lang die Ohren voll, wie sehr ich doch darunter leide, kein Wlan zu haben. Flieger sind nicht nur kommunikativ, sondern auch sehr mitfühlend, und so haben wirklich alle mitgefiebert. Als wir dann endlich in Frankfurt gelandet sind und die Basis mit Wlan erreichten, standen alle um mich herum, währen ich mein Handy anstellte und nachsah. Tataaaa – Rang 19 Gesamtwertung, Rang 7 in Krimi/Thriller. Und dann jubelten wir alle zusammen.
Das war ein so intensiver Moment, dass ich ihn nie vergessen werde.
Und der mich auch daran erinnert hat, warum ich meinen Job so liebe, denn ich habe mit Abstand die besten Kollegen der Welt.

8. Nun bist du ja hauptsächlich Krimiromanautorin und schreibst auch für einen Verlag und verlegst nicht nur deine Bücher selbst. Wie machst du das neben deinem Brotjob als Flugbegleiterin?

Da ich mutig davon ausgehe, dass unsere Geschäftsleitung nicht mitliest, kann ich das ja mal offen sagen: Als Flugbegleiter überarbeitet man sich nicht. Wir haben mehr Freizeit als in anderen Jobs. Klar, wenn wir dann mal arbeiten, dann immer an die Grenzen der körperlichen und nervlichen Erschöpfung. Doch genau das gibt den Kick. Nie kommen mir bessere Ideen, als wenn ich völlig übernächtigt bin und der Verstand aussetzt, denn dann läuft die Kreativität auf Hochtouren. Oft kritzle ich im Flieger Notizen auf eine Serviette.
Außerdem bietet das Fliegerleben jede Menge Inspiration.
Theoretisch müsste ich viel mehr Marketing betreiben und hätte auch die Zeit dafür. Da ich aber auf das Geld nicht wirklich angewiesen bin, erlaube ich mir, einfach das zu tun, was mir Spaß macht und auch, WANN es mir Spaß macht.

9. Liest du auch selbst gerne mal? Wenn ja, welches Genre bevorzugst du dann selbst persönlich?

Das ist gerade ein Problem. Ich brauche den stetigen Wechsel zwischen anspruchsvoller und leichter Kost. Während meines Theologiestudiums vor dem Lockdown war mein Kopf gut ausgelastet und ich habe sehr viele Romane, meist Krimis, gelesen. Dank Corona habe ich dann aber selbst sehr viel geschrieben, und das ist reine Unterhaltungsliteratur. Seither lese ich fast ausschließlich Sachbücher über Theologie, Philosophie und Zeitgeschichte. Manchmal zwinge ich mich, einen Roman zu lesen, einfach weil es für Autoren sehr wichtig ist. Aber es fällt mir aktuell sehr schwer.

10. Gibt es bereits neue Projekte, die in Arbeit sind und von denen du erzählen möchtest bzw. darfst?

Im Juni will ich meinen zweiten Frauenroman veröffentlichen. Der ist fast fertig, ich muss nur dringend drei Szenen mit mehr Romantik versehen, das ist wichtig für das Genre. Davor drücke ich mich seit mittlerweile zwei Jahren. Aber diese Woche gehe ich dran. Ganz sicher. Am besten heute. Oder morgen oder so …
Im September erscheint mein nächster Pfalzkrimi, der ist bereits beim Verlag und demnächst mache ich mich an den dritten Teil. Tja, immer wieder wurde ich von Lesern angesprochen, die sich eine Romanze zwischen meinem Ermittlerduo wünschen. Somit wäre ich wieder bei meinem Problem. Romantik. Ich muss es wohl mal mit schöner Musik, Seifenopern oder Alkohol probieren, vielleicht wird ja so meine romanische Ader geweckt.