✽•*¨*•๑✿๑★ Autoreninterview ★๑✿๑•*¨*•✽

1. Wer ist Irene Dorfner? Magst du dich mal kurz vorstellen?


Mein Name ist Irene Dorfner. Ich bin 57 Jahre alt, verheiratet, habe einen erwachsenen Sohn und zwei verwöhnte, lästige Hunde (letztere sind meine „Mitarbeiter“). Seit 1990 lebe ich im oberbayerischen Altötting, geboren und aufgewachsen bin ich aber in Reutlingen/Baden-Württemberg – bin also eine echte Schwäbin (der Dialekt ist mir geblieben). Natürlich habe ich auch einen Beruf erlernt – Groß- und Außenhandelskauffrau. Zum Schreiben kam ich 2012, seit 2013 ist das mein Beruf.

2. Die wohl meistgestellte Frage: Wie bist du zum Schreiben gekommen?

Bücher faszinieren mich, wenn sie gut geschrieben sind. Bei jedem langweiligen Buch habe ich immer gedacht: Das bekomme ich auch hin, das kann ich sogar besser – aber den Mut hatte ich dann doch nicht. Irgendwann habe ich das dann in die Tat umgesetzt. Nur mein Sohn wusste davon (ich brauchte ihn für den Computerkram, darin war ich eine Pfeife). Ich habe mich nicht getraut, meinen Plan laut zu verkünden, da ich nicht wusste, ob das auch etwas wird. Nichts peinlicher als die Aussage: Ich schreibe ein Buch – und dann wird das nix. Als der erste Krimi fertig war, habe ich es meinem Mann gegeben – einem Vielleser und bis heute mein größter Kritiker. Er meinte, dass das gar nicht schlecht sei (bei ihm ein großes Lob). Also schrieb ich weiter. Nach meinem dritten Krimi war ich wieder mutig und habe die Bücher veröffentlicht. Damals begann die aufregende Autoren-Reise. Liest das jemand? Kommen die Krimis an? Werden sie gekauft? Ich liebe diesen Zustand, denn die Aufregung ist bis heute geblieben. Meine Krimis/Bücher betrachte ich wie meine Kinder. Mag sein, dass das übertrieben ist, aber sie liegen mir alle wahnsinnig am Herzen.

3. Wie viele Bücher hast du bis heute schon veröffentlicht und wie lange schreibst du an einem Buch?

Bis heute habe ich 47 Bücher veröffentlicht: 42 Leo-Schwartz-Krimis, 4 Tanjas (humorvolle Geschichten aus dem Leben), und einen Psychothriller über Stalking und Häusliche Gewalt.
Schwer zu sagen, wie lange ich an einem Buch schreibe, denn das hängt von vielen Faktoren ab. Manche Recherchen dauern lange, denn ich behaupte nichts, was nicht stimmt. Dann gibt es private Dinge, die mich ausbremsen können. Wenn ich einen Zeitrahmen angeben müsste, würde ich sagen, dass ich in etwa 3-4 Monate für ein Buch brauche – aber nicht darauf festnageln, denn ich lasse meine Arbeit fließen und setze mir kein Limit. Es kommt, wie es kommt…

4. Wenn Du eine traurige, witzige oder spannende Szene schreibst, fühlst du dann mit?

Selbstverständlich, sonst wäre ich eine schlechte Autorin. Wenn ich an einem Text schreibe, bin ich in einer anderen Welt. Ich fühle und leide mit. Mir kommen die Tränen, ich bekomme eine Gänsehaut und oft muss ich auch lachen. Es ist besser, wenn mich niemand beim Schreiben beobachtet, sonst halten mich alle für verrückt.

5. Welche sind deine Lieblingsprotagonisten?

Natürlich meine Krimi-Hauptfigur Leo Schwartz. Der gehört schon so zur Familie, dass wir für ihn mitdecken. Die engsten Figuren rund um Leo gehören dazu (Hans Hiebler, Rudolf Krohmer, Tante Gerda, Christine Künstle – ach, ich liebe sie alle)!
Ich habe auch meine chaotische Tanja ins Herz geschlossen. Sie ist ein ganz normaler Mensch mit allen Fehlern und Schwächen, die wir auch alle haben.

6. Woher nimmst du deine Ideen?

Ganz ehrlich? Keine Ahnung. Manche Dinge fallen mir einfach zu. Wie zum Beispiel Adlerholz, Zerberusbaum, ein Waldlager aus der Nazi-Zeit in Mühldorf, und so weiter. Manchmal reicht auch eine kurze Bemerkung in einem Gespräch, das mich nicht mehr loslässt. Ich unterhalte mich sehr gerne mit interessanten Menschen, beobachte auch wahnsinnig gern. Dann gehe ich regelmäßig in Alten- und Pflegeheime. Dort trinke ich Kaffee und unterhalte mich einfach nur – das sind unerschöpfliche Quellen, aber man muss genau hinhören, auch zwischen den Zeilen. Wenn ich ein Buch beginne, habe ich keine Vorstellung, was wie wird. Ich setze mich einfach an den Schreibtisch und lege los. Dabei mache ich mir keinen Druck, sonst wird das nichts. Die Ideen sprudeln nur so aus mir raus. Ich frage nicht, woher die Ideen kommen, sondern freue mich wahnsinnig darüber, dass das so super funktioniert.

7. Wie sieht dein Alltag aus? Was machst du noch neben dem Schreiben?

Mein Alltag besteht darin, dass ich einen kranken Mann habe, um den ich mich kümmern muss. Dann gibt es meine beiden lästigen Hunde, mit denen wir nach dem Frühstück in den Wald gehen. Danach geht es direkt an den Schreibtisch. Bis 13.00 Uhr darf mich niemand stören, dann bin ich in meiner Parallelwelt und schreibe, was das Zeug hält. Nach dem Mittagessen geht es dann weiter, dann kümmere ich mich um Social Media (ich liebe es, mich mit meinen Lesern auseinanderzusetzen), entwerfe Collagen, signiere, verschicke Bestellungen, suche nach Give-Aways, bastle an Werbungen (Flyer, Poster, etc.)– und muss mich um die Buchhaltung kümmern. Es ist mir auch wichtig, mich mit anderen Autoren auseinanderzusetzen, diese Telefonate führe ich sehr oft und sehr gern. Ich plädiere dafür, sich gegenseitig zu unterstützen. Neid, Konkurrenz oder ähnliches ist mir fremd.

 

Was man nicht vergessen darf: Auch Lesungen müssen gut vorbereitet werden, denn die nehme ich sehr ernst. Es gibt nur eine begrenzte Lesezeit, die ich bestmöglichst füllen möchte. Ich sitze oft in meinem Büro und stoppe die Zeit, verwerfe Texte, streiche und suche nach Alternativen. Erst, wenn ich ganz zufrieden bin (und ich auch die Zeit in etwa einhalte), kann ich wieder ruhig schlafen. Eine gute Vorbereitung ist der Respekt vor Zuhörern, die extra wegen mir zu einer Lesung kommen. Vor Lesungen hatte ich immer riesigen Respekt, inzwischen liebe ich sie. Was man da für tolle Leute trifft, ist der Wahnsinn!

8. Wie sieht dein Arbeitsplatz/Schreibtisch aus?

 

Was mein Büro angeht, bin ich sehr eigen. Mein Mann meinte sogar, dass ich „komisch“ oder sogar „irre“ bin – der Mann hat keine Ahnung! Zu Beginn eines Buches ist alles sauber und aufgeräumt – und dann fängt das Durcheinander an, das in meinen Augen sehr übersichtlich ist. Niemand darf an meinen Schreibtisch, da bin ich echt komisch. Und niemand darf Dinge wegnehmen oder dazustellen, das merke ich sofort. Jedes Buch und damit das Chaos ist anders, aber das ist nun mal so. Recherchen werden auch auf das Fensterbrett gelegt, jede freie Stelle ist belegt. Ja, das ist etwas seltsam, aber ich finde immer genau das, was ich brauche. Nichts ist für mich schlimmer, als nach Infos zu suchen, die ich schon lange recherchiert habe. Letzte Woche Montag habe ich einen neuen Krimi angefangen – und das Chaos nimmt seinen Lauf. Wenn ein Buch fertig ist, kommt ein großer Putztag, an dem alles wieder saubergemacht wird.

Nur die beiden Hundebetten dürfen nicht fehlen, falls sich doch mal einer meiner Stinktiere in mein Büro verirrt. Meine Hunde stören nie! Heute liegt die Luzie bei mir.

9. Was ist bis jetzt der Schönste Moment in Deiner bisherigen Zeit als Autor gewesen?

Schöne Momente habe ich sehr viele. Wenn ein neues Buch veröffentlicht wird und damit laufen lernt, ist das wahnsinnig schön. Auch die positiven Kommentare sind wahre Glückgefühle. Auch Interviews wie dieses hier sind richtig klasse, darüber freue ich mich wahnsinnig. Wenn mich jemand nach einem Autogramm oder einem gemeinsamen Foto bittet, ist das echt komisch, aber auch irgendwie geil, das muss ich zugeben.

10. Der perfekte Ort, um deine Bücher zu lesen?

Meine Bücher kann man überall lesen. Einer meiner Leser schrieb mir kürzlich, dass er meine Krimis immer in der Bahn auf dem Weg zur Arbeit liest, auf dem Rückweg fährt er mit seiner Frau. Es hat mich riesig gefreut, dass er Leo als seinen Arbeits-Begleiter bezeichnet hat. Eine Leserin liest meine Bücher in der Badewanne, das ist auch keine schlechte Idee. Als eine Leserin schrieb, dass sie heute wieder mit Leo ins Bett geht, habe ich mich echt darüber amüsiert. Solche Nachrichten sind doch Balsam für die Seele, oder nicht?
Leo & Co. und auch meine Tanja sind immer und überall die idealen Begleiter, um für ein paar Stunden die Welt um sich herum zu vergessen.