Meine Bücher und ich ...

Interview mit Ulf Schiewe

✽•*¨*•๑✿๑★ Autoreninterview ★๑✿๑•*¨*•✽

1. Wer ist Ulf Schiewe? Magst du dich mal vorstellen?

© Björn Marquart

Ich bin im Weserbergland geboren, inzwischen 75 Jahre alt, bin weit gereist und habe 25 Jahre im Ausland gelebt, jetzt aber am schönen Starnberger See. Mit meiner Sandra, die aus Brasilien stammt, bin ich seit 48 Jahren verheiratet, wir haben drei erwachsene Kinder und zehn Enkelkinder, einige in Brasilien, die meisten in Deutschland.

2. Die wohl meist gestellte Frage: Wie bist du zum Schreiben gekommen?

Eigentlich hatte ich mit Literatur überhaupt nichts zu tun, außer, dass ich immer viel gelesen habe. Ich stamme beruflich aus der IT-Welt, speziell Software Vertrieb- und Marketing. Aber Ende 50 hatte ich die verrückte Idee, einen Roman zu schreiben. Nach einem etwas unglücklichen Start musste ich einsehen, dass man besser zuerst das Handwerk lernen und beherrschen sollte. Damit und mit der Recherche und Planung meines ersten Romans habe ich dann ein Jahr verbracht und anschließend losgelegt. So ist in vier Jahren neben meinem Beruf “Der Bastard von Tolosa” entstanden, mit dem ich das Glück hatte, sofort einen Agenten und einen Verlag zu finden.

3. Du wurdest mit dem Buch “Die Mission des Kreuzritters” für den Goldenen Homer 2022 nominiert. Das ist ein Preis für hervoragende Historische Literatur. Wie hast du dich gefühlt, als du von der Nomminierung erfahren hast?

Natürlich habe ich mich gefreut. Es ist ja eine Wertschätzung, egal ob man den Preis gewinnt. Im Jahr davor habe ich für “Die Kinder von Nebra” tatsächlich den Goldenen Homer gewonnen und im Jahr 2014 sowohl den silbernen wie auch den bronzenen Homer. Es ist schön, einen solchen Preis zu gewinnen, aber man sollte es auch nicht überbewerten.

4. Wie lange hast du an dem Buch gearbeitet?

Etwa acht Monate. Das scheint so mein Durchschnitt für einen Roman dieses Umfangs zu sein. Ich trödele nicht, aber ich hetze mich auch nicht.

5. Erzähl uns doch ein wenig aus Deinem Schreiballtag. Wie sieht ein typischer Schreibtag bei dir aus? Hast Du bestimmte Rituale?

Man muss bei der Stange bleiben und jeden Tag schreiben. Mal mehr, mal weniger aber immer regelmäßig. Sonst wird das nichts. Ich arbeite sechs Tage die Woche, nur sontags nicht. Das musste ich meiner Frau versprechen. Sonntags ist Pause.

Wie läuft mein Tag ab? Ich mache morgens Frühstück. Das nehmen wir gemeinsam im Bett ein, unterhalten uns und lesen die Zeitung. Zwischen 9 und 10 setze ich mich an den Computer und fange an. Zuerst überarbeite und ergänze ich, was ich tags zuvor geschrieben habe. Ich schreibe nicht weiter, bis ich nicht vollständig damit zufrieden bin. Das nimmt mich mindestens bis mittags in Anspruch. Dann schreibe ich weiter an neuem Text. Meistens so bis 4 oder 5 Uhr. Dann gehen wir eine Runde am See spazieren und anschließend koche ich unser Abendessen. Das ist so mein Tagesablauf.

Manche Autoren schreiben relativ schnell eine Rohfassung, die sie dann später überarbeiten, verändern, eventuell neu schreiben. Das funktioniert bei mir nicht. Ich überarbeite sehr sorgfältig schon bei der ersten und einzigen Fassung. Setzt natürlich auch einen guten Plotplan voraus. Auch dafür nehme ich mir Zeit, bevor ich mit dem Schreiben anfange. All das hat den Vorteil, dass ich im Grunde fertig bin, wenn ich das letzte Wort getippt habe. Ich gehe dann nur noch flüchtig durch und mache kleinere Wortverbesserungen.

6. Was machst du hinterher, wenn das Buch beendet und veröffentlicht ist? Stürzt du dich gleich in den nächsten Schreibmarathon?

Meistens ja. Da warten meistens schon ein oder zwei Buchverträge auf mich, dass ich anfange. Es sind ja auch Abgabetermine zu respektieren.

7. Du hast bereits mehrere Bücher geschrieben und veröffentlicht. Gibt es noch Romanideen für andere Genre, z.B. Sachbuch oder …?

Ja, inzwischen sind es 16 Romane geworden. Ein Sachbuch zu schreiben habe ich nicht vor. Ab und zu liebäugele ich mit der Idee, einen spannenden Thriller zu schreiben, aber ich bin nun mal als Autor von historischen Abenteuern bekannt, also ist es wohl besser, dabei zu bleiben.

8. Weißt Du bereits vorher genau, was in Deinen Büchern passiert, d.h. arbeitest Du Dich an einen genauen Handlungsplan entlang oder brechen Dir die Figuren schon mal aus und erfinden ihre ganz eigene Geschichte?

Ja, ich habe einen Plotplan. Da ich Romane schreibe, die mit historischen Ereignissen zu tun haben, muss ich zwangsläufig Zeitabläufe und Ereignisse respektieren. Das ergibt schon ein loses Grundgerüst. Um dieses Gerüst herum plane ich dann weitere fiktive Ereignisse und die Lebensumstände meiner fiktiven und auch historischen Figuren. So entsteht im Computer ein verästelter Plotplan, der einem in einem Blick den Handlungsablauf zeigt. An dem arbeite ich mich dann beim Schreiben entlang. Natürlich entstehen beim Schreiben gelegentlich spontan neue Figuren oder Ereignisse, die eingebaut werden, aber am Grundplan ändere ich nichts.

9. Hast Du Vorbilder im Schreibbereich – Lieblingsautoren oder Romane, die Du selbst gern geschrieben hättest?

Ich habe Lieblingsautoren wie jeder Leser, aber Vorbilder würde ich sie nicht nennen. Im Gegenteil. Natürlich gibt es eine gewisse Art von Roman, die mir besonders gefällt. Unbewusst baue ich Romane wahrscheinlich ähnlich auf. Aber einen bestimmten Autor als Vorbild zu nehmen, dagegen wehre ich mich. Ich will mir meinen eigenen Stil, meine eigene Autorenstimme bewahren und vielleicht erweitern, aber niemanden nachahmen. Das würde nur unecht wirken.

10. Gibt es bereits neue Projekte, die in Arbeit sind und von denen Du erzählen möchtest bzw. darfst?

Bei mir gibt es immer neue Projekte. Im Moment arbeite ich an der Geschichte einer großartigen und faszinierenden Frauenfigur, die als Herrscherin enormen Einfluss auf unsere Historie gehabt hat, leider dann tagisch endete. Eine echte Herausforderung für einen Autor. Das Buch wird wohl nächsten Herbst erscheinen. Mehr darf ich aber nicht verraten.

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  1. hanne

    dankeschön und interessant

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