Heute bin ich an der Reihe einen HOMER Autor zu interviewen. Rene Anour ist für den HOMER Historischer Literatur Preis gleich mit seinen beiden Bücher: Die Totenärztin Band 1 und 2 nominiert worden. Im Zuge der Homer Historische Literatur 2022 Nominierungen, durfte ich also nicht nur das eine Buch: Die Totenärztin-Wiener Blut, nein auch gleich noch das zweite Buch: Die Totenärztin-Goldene Rache lesen. Und nun habe ich dem Autor Rene Anour einige Fragen gestellt. Auf dem Beitragsbild sind alle Termine erwähnt, wo welches Interview stattfindet…

 

  

✽•*¨*•๑✿๑★ Autoreninterview ★๑✿๑•*¨*•✽

1. Wer ist Rene Anour? Magst du dich mal kurz vorstellen?

Hi, mein Name ist René Anour. Ich komme aus Wien, bin leidenschaftlicher Autor von Romanen und mittlerweile auch eines Sachbuchs. Außerdem bin ich als medizinischer Experte im Bereich öffentliche Gesundheit tätig. Neben dem Schreiben interessiere ich mich wahnsinnig für die Tier- und Pflanzenwelt und neue Entwicklungen in der Medizin. Natürlich lese ich auch gern, wenn ich noch irgendwo ein bisschen Zeit finde.

Als Autor habe ich mir eine Sache zum Prinzip gemacht: Meine Geschichten dürfen niemals langweilig sein. Ich selbst lege Bücher zur Seite, die mich auf den ersten fünfzig Seiten nicht fesseln, da wäre es für mich das furchtbarste, wenn meine Bücher langatmig wären. Man soll immer möglichst leicht den Einstieg in meine Geschichten finden und in eine andere Welt eintauchen können. Im Fall meiner historischen Krimireihe “Die Totenärztin” in die spannende Welt des alten Wiens der Jahrhundertwende. Ob das gelingt entscheiden am Ende natürlich die Leser/innen, ich tue auf jeden Fall mein bestes.

2. Die wohl meistgestellte Frage: Wie bist du zum Schreiben gekommen?

Ich frage mich, ob schon mal einer meiner Kolleginnen und Kollegen eine spannende Antwort auf die Frage hatte. Wenn ja, würde ich sie mir gerne klauen.
Spaß beiseite: der Startpunkt war sicher, dass ich immer gern gelesen habe und dann irgendwann dachte, ich habe so viele eigene Geschichten im Kopf … und die wollen raus.
Man darf sich aber nicht der Illusion hingeben, dass man dann sofort gleich zum Autor wird. Das ist doch ein ziemlich langwieriger Prozess, auf jeden Fall bis die Schreibe herzeigbar wird.

3. Wie ist die Buchidee “Die Totenärztin” entstanden? Und warum dann als Tetralogie?

Tetralogie – Zuerst einmal hat mich die Zeit interessiert, in der Wien eine absolute Weltstadt war und sich auf dem Gebiet unglaublich viel getan hat, auch in der Gerichtsmedizin. Nachdem damals schon einige Frauen als Ärztin tätig waren, hat mich die Idee fasziniert, Geschichten über eine junge Frau zu erzählen, die alle für “ein zartes Fräulein halten”, die aber in einem knallharten Feld wie der forensischen Medizin tätig ist … und es einfach liebt. Sobald ich die Geschichte und die Figuren skizziert hatte, wurde mir gemeinsam mit meiner Verlegerin eigentlich relativ schnell klar, dass es sich um ein Setting mit viel Potenzial handelt, und dass es hier viele spannende Geschichten zu erzählen gibt. So ist dann die Idee einer Reihe entstanden.

           

4. Man merkt beim Lesen direkt, dass du Fannys Lebens-Situation sehr detailreich und realistisch beschrieben hast? Woher hattest Du Deine Informationen, wie hast du für diesen Charakter recherchiert?

Es gab ja zu dieser Zeit im städtischen Bürgertum bereits Frauen, die gebildet, berufstätig und in ihren Gedanken unglaublich modern waren. Das macht so jemanden natürlich interessant für uns heute, weil wir uns gut vorstellen können, wie es sein muss, gebildet und aufgeschlossen zu sein … und trotzdem ziemlich rechtlos. Alma Mahler, die selbst Komponistin war, wurde von ihrem Mann erklärt, er sucht keine Kollegin, sondern ein Eheweib, dass ihm lästige Pflichten abnimmt. Was Fanny so spannend macht, ist, dass sie all diese Ungerechtigkeiten erlebt und sich trotzdem durchbeißt, so wie einige Frauen das damals auch getan haben. Das schöne ist, manche dieser Frauen auch mit großem Erfolg. Modedesignerin Emilie Flöge entwarf zum Beispiel weite “Reformkleider”, in denen Frauen sich besser bewegen konnten, ein Riesenfortschritt, in der damaligen Zeit. Die Medizinerin Anna Fischer Dückelmann schrieb einen Millionenbestseller, in dem sie Frauen über Medizin aufklärte.

5. Wenn Du eine traurige, witzige oder spannende Szene schreibst, fühlst du dann mit?

Oh ja! Sehr ausgeprägt sogar. Ich will ja, dass bei Leserinnen und Lesern ein starkes Gefühl ankommt. Ich glaube, wenn man selbst beim Schreiben nichts empfindet, kann man auch kein Gefühl vermitteln.
Neben Spannung ist mir immer auch der Humor wichtig. Witzige Szenen machen mir eigentlich am meisten Spaß. Auf der anderen Seite fällt es mir jetzt schon schwer an das geplante Ende der Reihe zu denken und was dort passieren wird. Sowas kann mich dann auch ziemlich mitnehmen.

6. Hast du Rituale beim Schreiben? Wenn ja, welche?

Keine Rituale … eher ein Empfinden. Mein Drang zu schreiben ist manchmal so stark, dass ich meine Tage nach meinem Schreibfortschritt bewerte. Nehmen wir an, ich hätte an einem Tag ein ganzes Haus gestrichen, ich würde mich wahrscheinlich trotzdem faul finden, weil ich an dem Tag nichts geschrieben hätte. Ein Ritual habe ich mir vielleicht doch von Ernest Hemingway abgeschaut: Aufhören, solange man im Flow ist, genau dann, wenn es einem am schwersten fällt. Der Verstand arbeitet dann einfach weiter an der Geschichte und am nächsten Tag kann man es kaum erwarten, endlich weiterzumachen.

7. Du hast bereits mehrere Romane veröffentlicht. Wieviele und warum im unterschiedlichsten Genre?

Mein “Hauptgenre” sind historische Krimis. Hier gibt es derzeit drei Bücher, Im Schatten es Turms, wo es um die erste Psychiatrie weltweit geht, und zwei Bände der Totenärztin. Band 1- Wiener Blut und Band 2- Goldene Rache. Zwei weitere Abenteuer mit Fanny folgen bald, mit denen die Serie ihr Finale finden wird. Meine ersten Gehversuche als Autor waren tatsächlich im Bereich der historischen Fantasy angesiedelt. Die Geschichten heißen “Die Wanifen” und spielen in grauer Vorzeit im Alpenraum.

8. Weißt du bereits vorher genau, was in deinen Büchern passiert, d.h. arbeitest du dich an einen genauen Handlungsplan entlang oder brechen dir die Figuren schon mal aus und erfinden ihre ganz eigene Geschichte?

Beides, ich habe immer eine grobe Linie, aber besonders bei der Totenärztin haben die Figuren schon so ein Eigenleben entwickelt, dass sie sich meinen Plänen manchmal widersetzen und dann muss ich einsehen, dass die Geschichte einen anderen Verlauf nehmen muss. Das ist aber auch etwas Schönes, wenn das passiert, ich nehme es als Zeichen für eine organisch wachsende Geschichte.

9. Was ist bis jetzt der Schönste Moment in deiner bisherigen Zeit als Autor gewesen?

Wenn man sich als Autor mal durchgekämpft hat und mit einem professionellen Verlag arbeiten darf, gibt es sehr viele Momente, die schön sind.
Einer davon war eigentlich ein ganz stiller Moment. Meine Lektorin bei Rowohlt hatte mir zu meinem Projektentwurf zu “Im Schatten des Turms” ein langes Feedback geschrieben. Damals war ich noch nicht unter Vertrag und weit entfernt davon, ein etablierter Autor zu sein. Das Feedback war wunderbar kritisch. Da hatte sich ein wirklicher Vollprofi unglaublich viel Zeit genommen, um sich mit der Geschichte in meinem Kopf zu befassen. Das klingt vielleicht seltsam, aber das hat mir damals viel bedeutet. Das war ein bisschen das erste Versprechen einer nennenswerten Autorenkarriere.

10. Gibt es bereits neue Projekte, die in Arbeit sind und von denen du erzählen möchtest bzw. darfst? Evtl vom dritten Band “Die Totenärztin”?

Mit Fannys drittem Abenteuer bin ich schon ziemlich weit. Er wird “Die Totenärztin- Donaunebel” heißen.  Die Geschichte wird ziemlich mystisch und gruselig beginnen.
Fanny wird in die dunklen Wäldern der Donauauen gerufen. Dort findet sie sieben Leichen vor, offenbar qualvoll gestorben, doch ohne erkennbare Todesursache. Ein grausiges Rätsel, das Fanny nicht ruhen lässt. Egal wie gefährlich die Ermittlung wird …

Aber keine Sorge, auch in diesem Teil wird der Humor nicht zu kurz kommen.