✽•¨•๑✿๑★ Autoreninterview ★๑✿๑•¨•✽

1. Wer ist Lina Baum? Magst du dich mal kurz vorstellen?

Eigentlich heiße ich Carolina Baum. Lina ist mein Spitzname, den ich für meinen ersten Roman gewählt habe, um mich von den Sachbüchern, die ich ebenfalls schreibe abzugrenzen. Ich schreibe normalerweise Biografien als Ghostwriterin unter Pseudonym, dieses Jahr erscheint aber erstmalig eine Biografie auch unter meinem echten Namen. Ich bin gebürtige Berlinerin, Mama von drei Kindern, geschieden, zum zweiten Mal verheiratet, Mental Coach für Paare und Eltern und demnächst beginne ich eine Ausbildung zur Doula, zur emotionalen und mentalen Geburtsbegleiterin. Mein roter Faden bei diesen drei Jobs ist mein Wunsch, vor allem Frauen eine Stimme zu verleihen und dadurch ein Bewusstsein zu schaffen, welche Missstände es noch zuhauf in unserer Gesellschaft gibt. Meine Sachbücher handeln von Zwangsehe, Gewalt in der Ehe, Rassismus und Body Shaming, mein Roman erzählt dagegen von all den Unsicherheiten und Hürden, die uns Frauen als werdende Mutter begleiten können. Als Coach und Doula möchte ich nun direkt bei den Menschen wirken können, denn das Schreiben findet bis auf die Interviews doch weitgehend aus der Distanz statt.

Ansonsten bin ich sehr naturverbunden, ich wandere und schwimme sehr gerne, bin Freundin aller Tiere, möchte noch die ganze Welt erkunden und lerne jeden Tag etwas Neues, am meisten von meinen Kindern. Eines Tages möchte ich eine gelassene Weisheit erlangt haben und zufrieden auf mein Leben zurückblicken können. Carpe Diem!

2. Die wohl meistgestellte Frage: Wie bist du zum Schreiben gekommen?

Zum Schreiben bin ich wie so viele Autoren über das Lesen gekommen. Als Erstklässlerin konnte ich es kaum erwarten, Lesen und Schreiben zu lernen und las dann schon früh Bücher, die für ältere Kinder gedacht waren. Ich verstand zwar viele Wörter noch nicht, aber ich genoss es, in die Geschichten einzutauchen. In meinem streitbelasteten Elternhaus war das Lesen auch eine Flucht in eine andere Welt, in der die Protagonisten meist eine Lösung für ihre Probleme fanden und nicht so hilflos waren, wie ich als Kind. Durch das viele Lesen interessierte ich mich schon bald für die Sprache an sich, für ihre Formen und Struktur und so studierte ich nach dem Abitur Linguistik. Dabei fehlte mir aber die Kreativität und insgeheim wusste ich, dass ich eine Geschichtenerzählerin bin. Schon als Teenager war es mein Wunsch gewesen, Bücher zu schreiben, aber bis auf Kurzgeschichten und Gedichte hatte ich bis dahin nichts verfasst. Nach dem Uniabschluss tingelte ich mich durch einige Jobs, wurde aber nicht glücklich damit. Bis sich mir eines Tages die Gelegenheit bot, die Lebensgeschichte einer Frau mit Migrationshintergrund aufzuschreiben. Es begann als Experiment und endete in einem Bestseller. Seitdem bin ich Auftragsautorin bei meinem Sachbuchverlag. Meinen ersten Roman habe ich allerdings selbst verlegt, weil ich nicht die Geduld für Bewerbungen bei anderen Verlagen hatte und weil ich auch mal hinter die Kulissen blicken und vieles selbst entscheiden wollte.

3. Wovon handelt dein Roman? Möchtest du etwas darüber berichten…

Mein Roman handelt von einer chaotischen jungen Frau, die noch nicht mit beiden Beinen im Leben steht. Linda hat über viele Bereiche in ihrem Leben noch keine Klarheit erlangt und versucht stattdessen, den Erwartungen anderer gerecht zu werden. Ihre Eltern wünschen sich für ihre Tochter eine steile Karriere im Berufsleben, ihre Schwiegermutter in spe hält es für selbstverständlich, dass Linda den Haushalt führt und ihren Freund Holger glücklich macht. Mit keinem dieser Klischees kann Linda sich anfreunden, aber was sie wirklich will, weiß sie auch nicht. Als sie plötzlich schwanger ist, wächst ihr alles über den Kopf. Obwohl ihr Freund Holger der Ruhepol an ihrer Seite ist, fühlt sie sich zunehmend von allen Seiten in die Enge getrieben, bis sie in einer echten Lebenskrise steckt. Als Mama fühlt sie sich nicht gut genug, als Tochter entspricht sie nicht dem Leistungsanspruch ihrer Eltern, als Partnerin vom Überpapa Holger fühlt sie sich minderwertig, bis sie sich selbst so auf die Nerven geht, dass sie ihr Leben selbst in die Hand nimmt und Entscheidungen trifft, die alle wachrütteln, vor allem sie selbst. Es ist eine Geschichte vom Erwachsenwerden.

Natürlich denken die meisten, es handelt sich um eine Art Autobiografie. Selbst Freunde und Verwandte meinten, ich hätte sie beschrieben und freuten sich oder waren beleidigt. Dabei habe ich mir einfach eine Geschichte ausgedacht, die Bezug zur Realität vieler Frauen hat. Mein Roman soll unterhalten und zum Nachdenken anregen. Vor allem sollen aber Frauen, die sich mit Selbstzweifeln quälen, weil sie nicht so “perfekt” sind, wie scheinbar so viele andere Mütter, wissen: Du bist nicht allein. Wir haben alle unsere Baustellen, unsere Tiefpunkte und Unsicherheiten. Wir dürfen uns erlauben, die Rolle als Mutter, als Partnerin, als erwachsene Tochter zu erLERNEN. Dazu müssen wir uns nur vorher klarmachen, was wir selbst für uns und vom Leben wollen.

4. Welche sind deine Lieblingsprotagonisten?

Ich weiß, dass Linda mit ihrem Herumgeeiere nervt, aber gerade das macht sie mir sympathisch. Sie ist meine Anti-Heldin, die von einem Fettnapf in den nächsten stolpert. Ich finde sie sehr authentisch und deshalb liebenswert. Holger ist der Held dieser Geschichte und die Liebe in Person. Dafür mag ich ihn. Die Ecken und Kanten von Linda fehlen ihm aber etwas. Die hat dafür umso mehr seine Mutter Gisela. Ein echter Drachen. Für ihre Figur habe ich einige Anekdoten von Bekannten kombiniert und weiß deshalb: Solche Schwiegermütter gibt es wirklich! Doch auch sie hat eine warme Seite und ist vermutlich die lustigste Figur in der Geschichte.

5. Drei Wörter die den Roman beschreiben?

Lustig – philosophisch – radikal ehrlich

6. Hast du einen Lieblingssatz aus diesem Buch, der dich besonders bewegt?

“Dieser neue Blick auf Linda brach ihm fast das Herz und er schwor sich, noch mehr auf sie achtzugeben.”

7. Hast du einen Lieblingsort, an dem du besonders gut deine Geschichten schreiben kannst?

Ich träume von einer Finca am Meer und stelle mir vor, dass ich dort ein Buch nach dem anderen schreiben könnte. Tatsächlich sitze ich meist an einem kleinen Schreibtisch in meinem Schlafzimmer und kann mich nur schwer vom Lärm der Stadt oder dem Trubel durch meine Kinder entziehen. Immerhin kann ich beim Schreiben über die Dächer von Berlin schauen und Vögel oder Wolken beobachten. Das lüftet den Geist.

8. Was ist deine Lieblingsfreizeitbeschäftigung?

Momentan bin ich am liebsten mit mir allein, sitze in der Sonne, lasse meine Gedanken schweifen oder lese ein Buch. Nach zwei Jahren Corona mit Homeschooling der Großen und meinem quirligen Kindergartenkind, das fast ein Jahr zu Hause blieb, sowie meinem Mann, der seit zwei Jahren beurlaubt ist, ist Zeit mein höchstes Gut geworden. Die Tage, an denen ich mal ein paar Stunden nur für mich und meine Arbeit hatte, kann ich an einer Hand abzählen. Langsam nimmt das Leben wieder seinen gewohnten Lauf, aber die Kita ist immer wieder unterbesetzt und nimmt die Kinder dann nur stundenweise an. Also: Me-Time gepaart mit Kreativität und Nichtstun ist meine liebste Freizeitbeschäftigung.

9. Der perfekte Ort, um das Buch zu lesen?

Zu Hause mit warmen Wollsocken, einer Kuscheldecke und einer Tasse Tee auf dem Sofa oder im Lesesessel.

10. Wer das Buch liest, fühlt sich nach der letzten Seite…?

…verstanden.