✽•¨•๑✿๑★ Autoreninterview ★๑✿๑•¨•✽

1. Wer ist Jeanine Krock/Kiri Johansson? Magst du dich mal vorstellen?

Gute Geschichten, Island und seine Pferde haben mich schon in meiner Kindheit begeistert. Später habe ich in London Kostümgeschichte studiert und Wohnungen geputzt. Ich halte mich für eine talentierte Handwerkerin und liebe die Farben des Nordens. In meinem ersten Leben war ich unter anderem in Frankreich, Griechenland sowie Großbritannien als Model-Bookerin und Costumière tätig. Ich bin etwa zwanzig Mal umgezogen. Inzwischen lebe ich als freie Schriftstellerin und Teilzeit-Muse in Norddeutschland. Zu meinem Vergnügen sitze ich gern am Meer (am liebsten mit Hund und Islandpferd, das klappt aber leider fast nie) gehe ins Museum, lese herzzerreißende Bücher oder tanze bei Sonnenauf- oder nach Sonnenuntergang in meinem Garten.

2. Die wohl meistgestellte Frage: Wie bist du zum Schreiben gekommen?

Durch Zufall. Nach einem schweren Reitunfall im letzten Jahrtausend (Wie das klingt!) konnte ich nahezu alles, was ich vorher so gern getan hatte, nicht mehr tun. Lesen ging glücklicherweise schon, aber ohne Online-Buchhandlungen war die Beschaffung von neuem Stoff ziemlich schwierig für mich. Also nahm ich das Schreiben wieder auf und erzählte mir einfach meine eigenen Geschichten. So mache ich es im Prinzip auch heute noch.

3. Warum benutzt du auch ein Pseudonym? Liegt es vielleicht am Genre?

Anfangs war es der Wunsch des Verlags. Dort nahm man an, ein Genrewechsel ließe sich so leichter bewerkstelligen und es hat eine Weile gedauert, bis ich meine Lektorin überreden konnte, dieses Pseudonym zu öffnen. Nicht, weil jeder wissen sollte, dass ich sie geschrieben habe, aber es macht einfach mehr Spaß, mit den Leser:innen über eigene Bücher zu sprechen. Mit dem Namen Kiri Johansson verbinden mich zwei Dinge: Kiri Te Kanawa ist eine wunderbare australische Sängerin, deren Stimme mich durch schwierige Zeiten begleitet hat und irgendwas mit Johanna / Johan haben alle meine engeren Familienmitglieder im Namen. Eigentlich hätte ich mich dann natürlich Johansdòttir oder Johannasdóttir nennen müssen, aber es ging eher um einen nordisch klingenden als um einen isländischen Namen.

4. Hast du Rituale beim Schreiben? Wenn ja, welche?

Ruhe, Schreibtisch, Tee. Gern habe ich dabei noch meinen Hund Anton auf den Füßen liegen. Das wären jedenfalls die Idealbedingungen. Aber in Wirklichkeit setzte ich mich an den Schreibtisch und schreibe oft, bis Anton mich überredet, eine Pause einzulegen.

5. Wenn du eine traurige, witzige oder spannende Szene schreibst, fühlst du dann mit?

Unbedingt! Sonst könnte ich sie nicht schreiben. Sobald ich meine Figuren besser kennengelernt habe, lebe, liebe und leide ich mit ihnen. Ein bisschen peinlich ist es natürlich, wenn man beim Überarbeiten über seine eigenen Witze lacht, aber für meine Mitbewohnerinnen weniger anstrengend als die Zeiten, in denen ich niedergeschlagen in die Küche trotte, weil meiner Lieblingsfigur gerade etwas Schreckliches passiert ist.

6. Was machst du hinterher, wenn das Buch beendet und veröffentlicht ist? Stürzt du dich gleich in den nächsten Schreibmarathon?

Im Grunde bin ich immer mit mehreren Büchern beschäftigt und es sind nicht mal immer nur meine eigenen. Ein Buch entsteht in mehreren Phasen, die sich häufig überschneiden. Zwischen der Abgabe beim Verlag bis zum Erscheinen liegen meist etwa sechs Monate, in denen ich den Text gemeinsam mit meiner Lektorin überarbeite, aber auch neue Geschichten vorbereite, recherchiere und meine Social Media-Arbeit plane oder betreibe. Selbst veröffentlichte Titel (SP) haben einen anderen Zeitplan, da geht es schon mal schneller. Gemeinsam ist aber beiden Publikationsarten, dass die eigentliche Schreibzeit den geringeren Anteil an einer Buchproduktion ausmacht.

Nachdem mich vor einigen Jahren ein Burn-out aus der Bahn geworfen hat, achte ich darauf, immer wieder Phasen der Erholung einzulegen, also das zu tun, was Martin Walser den »kreativen Müßiggang« nennt.

7. Was ist bis jetzt der schönste Moment in deiner bisherigen Zeit als Autorin gewesen?

Es gibt eine ganze Reihe von Highlights, an die ich mich gern erinnere, aber besonders berührend sind Briefe oder Mails von Leser:innen, die mir schreiben, eine meiner Geschichten habe sie durch schwere Lebensphasen begleitet und dabei Trost gespendet. In diesem Jahr schrieb mir ein Leser auf Isländisch, weil er annahm, ich sei gebürtige Isländerin. Das hat mich natürlich außerordentlich gefreut, zeigt es doch, dass es mir in den Augen eines Kenners gelungen ist, den Zauber dieses wunderschöne Landes einzufangen und zu vermitteln. Natürlich ist es auch in Island nicht nur friedlich und schön, aber die Schattenseiten, die es ja überall gibt, stehen nicht im Mittelpunkt meiner Geschichten.

8. Warum schreibst du verschiedene Genre-Richtungen? Was hat dich zu diesem Schritt inspiriert?

Ich liebe die Abwechslung und habe große Freude daran, Neues auszuprobieren. Das war schon immer so, man kann es schon an meiner Biografie erkennen, die nicht mal vollständig ist. Deshalb habe ich mich auch mit Kolleginnen zusammengetan, um Autor:innen bei ihrem Start ins Buchbusiness zu coachen. Das macht mir ebenso großen Spaß, wie mir mein Garten Freude bereitet.

9. Hast du als Kind auch gerne gelesen und wenn ja, an welche Bücher kannst du dich erinnern?

Aber ja! Ich war ganz verrückt nach Geschichten und bald reichte es mir nicht mehr aus, nur am Abend vor dem Schlafengehen vorgelesen zu bekommen. Deshalb habe ich meine Nachbarinnen beschwatzt, mir von früher zu erzählen, mich quer durch die Büchersammlung meiner Eltern gelesen (und vieles davon sicher nicht verstanden) und hatte schon früh einen Bibliotheksausweis. So viele Bücher konnte meine Familie mir ja gar nicht kaufen …

Ich kann gar nicht zählen, wie oft ich mit der kleinen Hexe, dem Wassermann oder dem kleinen Gespenst mitgefiebert habe, um dann gleich im Anschluss nach Bullerbü zu reisen. Hans Christian Andersens Märchen haben mich sehr beeindruckt, aber Meyers Lexikon auch. Heißgeliebte Islandpferde von Ursula Bruns hat mich lange Zeit begleitet.

10. Und nun noch eine Frage zum Thema Weihnachten: Wie verbringst du die Feiertage? Dekorierst du dein Zuhause weihnachtlich?

Mit großer Begeisterung und wir fangen Ende Oktober zu Samhain, dem keltischen Jahresfest, damit an. Stück für Stück ziehen immer mehr Lichter und Dekoration, vieles davon selbst gemacht, bei uns ein. Engel aus Kaminholzscheiten oder aus Baumscheiben gesägte Sterne beispielsweise sind jedes Jahr dabei. Der Baum aber wechselt. Mal als großes Drapeaux mit aufgedrucktem Baum, im nächsten Jahr eine Fichte auf der Terrasse, die sowieso gefällt werden musste und diesmal vielleicht wieder der Baum aus Eisen, in den sich so wunderbar glänzende Kugeln und kleine Feenlichter dekorieren lassen. Ansonsten sind diese Feiertage bei uns eine fröhliche Zeit. Wir kochen zusammen, lesen uns Geschichten vor und lassen das Jahr ruhig ausklingen.